Stadtschreiber Helsinki/Écrivain invité

Deutsch-französische Stadtschreiber-Residenz auf Einladung des Goethe-Instituts, des Institut français und der finnischen Literaturgesellschaft Nuoren Voiman Liitto, August/September 2022

 

Résidence littéraire, d'écriture franco-allemande, sur invitation du Goethe Institut, de l'Institut français et de la société littéraire Nuoren Voiman Liitto, mi-août /mi-septembre 2022.

 

(Texte noch nicht korrigiert/lektoriert. – Textes non encore revus et corrigés.)

EINS/UN

Der Entscheidung Taten folgen lassen. Bereits im tiefen Süden bin ich gewesen, im Frühsommer, mit dem Zug, Unumgängliches klären. Andalusien. Nun hoch in den Norden, von Leipzig bis Helsinki. Viereinhalb Tage reisen, treppauf, treppab in Trams und Trains, schnellen und langsamen, in Bussen und auf Fähren. Nicht mehr fliegen. Nicht in Europa. Andernorts will ich gar nicht sein. Aber die Taten haben ihren Preis: Es braucht mehr Zeit, mehr Geduld und auch mehr Geld, viel mehr Geld, den Kontinent per Bahn zu durchqueren. Fünfmal, zehnmal so viel, Unterkünfte, Verpflegung hier und dort. Statt Luftkilometer zu fressen, fern der Erde, abgeschieden in der Soziologiekapsel über den Wolken, rausche ich nun lieber mit Bodenhaftung – und verhandle mit mir selbst nicht die Ersparnis auf der anderen Kontenseite, nicht den Mehrwert an vermeintlich besserem Gewissen; nein, ich denke an das Mehr, dass mein Reisen darstellt gegenüber dem Zuhausebleiben, dem Atmen im Sessel, auf heimischen Wegen, im Park, auf Straßen, die ich zu kennen glaube.

  Aber: statt zwei, drei Stunden die demokratische Zumutung aller Umgangsformen oder -unformen zu erdulden, werden es, auf dieser Fahrt, bald dreißig sein. Zu Beginn gleich die Wohnzimmer-Konferenzraum-Heimeligkeiten deutscher Stadt-zu-Stadt-Schnellzüge. Analphabeten im Ruheabteil, die ihre – scheint's – nicht mehr vorhandene Intimität mit ihrem Umfeld teilen, als säßen sie im noch hemmungsloseren Waggon des Anything-goes.

Ich nehme es, solange meine Kräfte reichen, als Schule der Duldsamkeit.

  Die Augenblicke, die mir Glück des Zugreisens bedeuten, wofür ich den Preis meiner Fahrkarte (auch) bezahle, sind selten. Wenn das Kontemplative sein darf. Ruhiges Rauschen. Zeit und Raum erfahren. Wenn es eben nicht nur der Pragmatismus der Fortbewegung ist und das Arsenal der Langeweile-Vertreiber, der Zeitoptimierer, des Rentabilitätsgehabes.

 

Zusammen mit Satu Taskinen, da werden wir, beim Literaturfestival Runokuu, sprechen und lesen, austauschen.

Lese jetzt weiter in ihrem Roman Kinder:

»... es ist schwer, Menschen zu achten, die sich vordrängeln und schubsen, die in ihre Handy brüllen oder in zu viel Parfüm gebadet haben. Aber man darf Menschen nicht auf ihr Telefon reduzieren. Man muss versuchen, seine Aufmerksamkeit nicht nur auf ihr Parfüm oder ihr Telefon zu richten. Nicht nur auf den Körper, dessen Gerüche durch Parfüm überdeckt werden sollen.«

Und weiter:

»So reagierten die Ureinwohner in Südamerika vor über einem halben Jahrtausend auf die fremden Ankömmlinge aus Europa, sie sprengten wohlriechenden Rauch auf die spanischen Seeleute, schauten weg, versuchten zu ertragen. Angst hatten sie noch nicht. Sie kamen nicht auf die Idee, dass diese Horde stinkender und lächelnder europäischer Seeleute sich bald ihr ganzes Dorf und ihren ganzen Kontinent aneignen würde.«

 

Die persönliche Rechnung ist demnach teurer, so gesehen, für den, der den Zug wählt. Im Grunde, so sage ich mir das, darf ich keinen Willen haben, darf mein Ding nicht machen wollen; erträglich und einträglich wird das Zugreisen unter diesen Gegebenheiten, bei dieser Dichte an Menschen, nur, wenn ich mich dem ganzen Treiben hingebe, wenn ich nicht Reisender sein möchte, Lesender oder die Welt hinter der Scheibe Betrachtender, sondern wenn ich das Menschliche, Allzumenschliche dieses rollenden Soziologieschlauches als Schreibender annehme und mich nur aufs Beobachten beschränke. Dann wird die Reise vielleicht nicht zur Erleuchtung, doch immerhin zum Spektakel. Und reden wir uns nichts schön: Die tages- oder lebensverändernde Begegnung, das gemeinsame Sprechen und Lachen und Entdecken (das dann die anderen Alleinreisenden nerven mag), wann geschieht das schon, wie oft?

 

Hamburg!

Wie im letzten Sommer.

Wärmer, heute.

Umsteigen.

Die Luft des Bahnhofes nutzen, um etwas zu essen.

Im Zug bisher: Masken auf Halbmast, hier und dort und da drüben. Der Mensch duckt sich weg, solange das Leid nicht die eigene Nasenhöhle hinaufkriecht, solange der hedonistische Körper nicht flach liegt, fiebertrunken, schummelt er sich durch, der Mensch, und handelt, mit den Gedanken verhangen im Gestern oder Morgen, nur heute, nur hier, auf die sofortige Befriedigung seiner basalen Bedürfnisse bedacht: atmen, frei atmen. Koste es, was es wolle. Mich oder die anderen.

  Ab Hamburg: neue Welt, frische Farben. Holstein unter weitem Hellblau und Sahnewolken. Bin erstaunt, dass ich diesem platten Land doch etwas abzugewinnen vermag. Flach ist doch nicht gleich flach. Und hier und da wellt sich das Land, spielt grünes Spiegelbild zu den Wolkenwickeln.

Beim Blick in die Weite: Ostpreußen vor Augen, Großmutters Welten, und plötzlich, kurzzeitig und scharf umrissen, das Wissen um die Bedingtheit der Gegenwart, wie alt die Nachrichten von gestern sind, wie flüchtig jene von morgen. Was bleibt, sind die wirklich großen Erzählungen, die Geschichten, die das Grün und das Blau erzählen, das Überleben von Empfindsamkeit, die Gewissheit, dass alles, was ist, nicht bleibt, alles, was mir ist, morgen dir sein kann, dass das Leid nicht zählt und doch berechnet ist. Das ist es, was bleibt, was da ist und sich wandelt, wie der Nebelschaum dort oben.

Und dann: Es war nicht exakt genug. Es geht noch anders. Ostpreussen oder Holstein, was sagt das schon? Dass ich das eine im anderen sehen kann, das ist das Vermächtnis.

 

Kopenhagen.

Bahnhof.

Straße kreuzen.

Hostel finden.

Tatsächlich: eine Schlafkapsel.

Welch Luxus plötzlich, die Erinnerung an meine Pariser Dienstbotenkammer vor dreißig Jahren. Aber diese Erfahrung lässt mich die Koje hier ertragen, hoffe ich, die Klaustrophobie hat ihre Antikörper aktiviert.

Die Fotos bei der Buchung: tiny room mit Doppelbett.

Vortäuschung falscher Annahmen.

Heiß, eng, teuer.

Dreifacher Preis und Bruchteil des Raumes, den ich in allen Städten Spaniens, vor allem Andalusiens, ja, sogar in Madrid gewohnt war. Außer Barcelona, kürzlich. Und sieh' an, nicht die einzige Gemeinsamkeit, die ich zwischen Kopenhagen und der Katalanenmetropole sehe. Spaßpflaster für Europas Goldjugend, sei's massiv, sei's Glitterspray.

 

Abendpicknick im Kongens Have. Ruhe, immerhin, und edle Achsen.

..........

Joindre l'acte à la parole. Je suis déjà allé dans le Sud profond, au début de l'été, en train, pour régler des choses incontournables. L'Andalousie. Maintenant, direction le nord, de Leipzig à Helsinki. Quatre jours et demi de voyage, monter et descendre les escaliers dans les trams et les trains, rapides et lents, dans les bus et sur les ferries. Ne plus prendre l'avion. Pas en Europe. Ailleurs, je ne veux même pas être. Mais les actes ont un prix : il faut plus de temps, plus de patience et aussi plus d'argent, beaucoup plus d'argent pour traverser le continent en train. Cinq fois, dix fois plus, des hébergements, des repas ici et là. Au lieu d'avaler des kilomètres d'air, loin de la terre, isolé dans cette « capsule sociologique » au-dessus des nuages, je préfère à présent filer à toute allure en gardant les pieds sur terre – et je ne négocie même pas avec moi-même l'économie réalisée dans l'autre colonne du compte, ni la plus-value d'une prétendue meilleure conscience ; non, je pense au plus que représente mon voyage par rapport au fait de rester chez moi, de respirer dans mon fauteuil à moi, sur des chemins locaux, dans un parc, sur des routes que je crois connaître.

  Mais : au lieu de subir pendant deux ou trois heures la contrainte démocratique de toutes les formes ou de tous les défauts de comportement, ça fera pas loin de trente pour ce voyage. Et pour commencer, le confort bienséant genre salles-de-conférence-et-salons-confondus des intercités rapides allemands. Des analphabètes dans le compartiment de repos, qui partagent leur intimité apparemment inexistante avec leur entourage, comme s'ils étaient assis dans le wagon encore plus débridé de l'anything-goes.

  Tant que mes forces me le permettront, j'en ferai une école de la patience. Les moments qui représentent pour moi le bonheur de voyager en train, pour lesquels je paie (aussi) le prix de mon billet, sont rares. C'est quand la contemplation a droit de cité, un bruissement calme. Faire l'expérience du temps et de l'espace. Quand ce ne sont pas seulement le pragmatisme du déplacement et l'arsenal de ce qui chasse l'ennui, l'arsenal des optimisateurs du temps, du chichi de la rentabilisation.

 

Avec Satu Taskinen, nous parlerons, nous lirons et échangerons lors du festival de littérature Runokuu. Poursuis à présent la lecture de son roman Lapset :

« ... il est difficile de respecter les gens qui se bousculent, qui hurlent dans leur téléphone portable ou qui ont pris un bain de parfum. Mais il ne faut pas réduire les gens à leur téléphone. Il faut veiller à ne pas porter son attention uniquement sur leur parfum ou leur téléphone. Pas seulement sur leur corps, dont les odeurs doivent être masquées par le parfum. »

Puis encore :

« C'est ainsi que les autochtones d'Amérique du Sud réagissaient il y a plus d'un demi-millénaire face aux arrivants étrangers venus d'Europe, ils projetaient des fumées odorantes sur les marins espagnols, tournaient leur regard, essayaient de les supporter. Ils n'avaient pas encore peur. Il ne leur venait pas à l'idée que cette horde de marins européens puants et souriants s'approprierait bientôt tout leur village et tout leur continent. »

 

La facture personnelle est donc plus salée, de ce point de vue, pour celui qui choisit le train. Au fond, me dis-je, je ne dois pas avoir de volonté, je ne dois pas vouloir faire mon truc ; dans ces conditions, avec cette densité de personnes, le voyage en train n'est supportable et (littérairement) rentable que si je m'abandonne à toute cette agitation, si je ne veux pas être un voyageur, un lecteur ou un observateur du monde derrière la vitre, mais si j'accepte l'aspect humain, trop humain de ce « tuyau sociologique roulant » en tant qu'écrivain et si je me limite à l'observation. Alors le voyage ne sera peut-être pas une illumination, mais au moins un spectacle. Et ne nous faisons pas d'illusions : la rencontre qui change une journée ou une vie, le fait de parler, de rire ensemble, et de se découvrir (ce qui peut ensuite agacer les autres voyageurs solitaires), quand cela arrive-t-il vraiment, combien de fois ?

 

Hambourg !

Comme l'été dernier.

Plus chaud aujourd'hui.

Changer de train.

Profiter de l'air de la gare pour manger quelque chose.

Dans le train jusqu'à présent : des masques en berne, ici et là, et là-bas. L'homme s'esquive, tant que la souffrance ne remonte pas le long de sa propre cavité nasale, tant que le corps hédoniste n'est pas à plat, ivre de fièvre, il triche, l'homme, et agit – l'esprit obnubilé par hier ou demain – seulement aujourd'hui, seulement ici, soucieux de la satisfaction immédiate de ses besoins basiques : respirer, respirer librement. Peu importe qui en paie le prix. Moi ou les autres.

  Au départ de Hambourg : un nouveau monde, des couleurs fraîches. Le Holstein sous un vaste bleu clair et des nuages de chantilly. Je suis étonné de pouvoir lui en trouver quelque chose, à ce plat pays. Plat ne vaut pas forcément plat. Et ici et là, la terre ondule, jouant le rôle de miroir vert pour ces quenelles de nuages.

  En regardant au loin : la Prusse-Orientale devant les yeux, le monde de grand-mère, et soudain, brièvement et avec une grande acuité, la conscience du caractère conditionné du présent, de combien elles sont vieilles déjà, les nouvelles d'hier, et combien fugaces celles de demain. Ce qui reste, ce sont les vrais grands récits, les histoires que racontent le vert et le bleu, la survie de la sensibilité, la certitude que tout ce qui est ne reste pas, que ce qui est à moi peut être à toi demain, que la souffrance ne compte pas et qu'elle est pourtant calculée. Voilà ce qui reste, ce qui est là et qui se transforme, comme la neige brumeuse là-haut.

Et puis : ce n'était pas assez précis. Il est possible de faire autrement, de faire mieux. La Prusse orientale ou le Holstein, qu'est-ce que ça en dit bien au fait ? Que je puisse voir l'un dans l'autre, voilà mon héritage.

 

Copenhague.

Gare ferroviaire.

Croiser la route.

Trouver l'hostel.

En effet : une capsule pour dormir.

Quel luxe soudain, le souvenir de ma chambre de bonne parisienne il y a trente ans. Mais cette expérience-là, j'espère, me permettra de supporter la couchette ici, la claustrophobie a formé ses anticorps.

Les photos lors de la réservation : tiny room avec lit double.

Prétendre à de fausses suppositions.

Chaud, étroit, cher, ce couchage.

Trois fois le prix et une fraction de l'espace auquel j'étais habitué dans toutes les villes d'Espagne, surtout en Andalousie, et même à Madrid. Sauf à Barcelone, récemment. Et tiens, ce n'est pas le seul point commun que je vois entre Copenhague et la métropole catalane. Lieu de fun pour la jeunesse dorée d'Europe, que l'or soit massif ou la lueur en spray à paillettes.

 

Pique-nique du soir à Kongens Have, au jardins du roi. Du calme, tout de même, et des axes nobles.


ZWEI/DEUX

Was zählt: die Kraft zu erhalten, um arbeiten zu können, die Bedingungen fürs Schreiben. In Form sein, der Körper schmerzfrei, das Denken ausgeruht, um neu sich an- und aufspannen zu können, die Sinne geschärft. Alles, was dies hindert: bye-bye.

  Eine weitere Nacht im Lebendsarg, das muss nicht sein. Der Kapitalismus wird uns alles zugemutet haben. Wird uns geschröpft und uns besetzt haben, besetzt mit der Erzählung über seine Wohltaten. Die Mail des Hostels kündigte es an: Bemüht um die stete Verbesserung der Leistung sei der Zugang zum Haus und den Zimmern dank digitaler Türcodes nun vollständig automatisiert, das Check-in könne somit individuell und ohne zeitliche Begrenzung erfolgen. Hurra! Im Grunde ein Schlafsaal mit Schiebetüren vor den Betten, mehr ist das nicht. Ein Fan, dessen Fan wohl niemand wird sein können, derart bescheiden haucht er Geräusche in die Kapsel, Luft aber eher weniger.

  Duschkabinen im Doppelpack, unter der Trennwand läuft das Seifenwasser von nebenan herüber, und die beiden Waschbecken vor den Toilettenverschlägen dienen, wie die Duschen, dem gesamten Stockwerk. Sind es zwanzig sind es dreißig Gäste? Was die Sache auf den Punkt bringt, und zwar wörtlich: die Armatur, die nur durch steten Druck auf den Knopf punktgenau Wasser spendet, dann aber mit derartigem Druck, dass der Textilwaschgang für Hemd und Hose integriert ist. Der Ort ist zur Morgenstunde ein Taubenschlag, und während, ohne Geschlechtertrennung, die eine im schmächtigen Verschlag versucht, diskret ihr Geschäft zu verrichten, versucht der andere, hinter der aufschnellenden Flurtür wegzuspringen und sich dabei weiter die Zähne zu putzen.

 

Wer unfähig oder nicht willens ist, ein Minimum an Großzügigkeit walten zu lassen, sollte sich davon fern halten, Gastgeber zu spielen. Aber darum geht es hier ja auch nicht. Es geht um Tourismus, um Tourismus der üblen, der rein kapitalistischen Sorte. Gewinnerzielung um jeden Preis. Gesichtslos.

 

Diese Anmerkungen über das größtmögliche Abschöpfen bei kleinstem Gegenwert mögen nach Nebensächlichem klingen, nach Frust eines verwöhnten Kunden (der ich fürwahr nicht bin; an einiges gewohnt; die Pariser Schule des Prekären durchlaufen). Und es scheint wahrlich andere Dringlichkeiten zu geben. Es gibt wirkliches Leid, basalen Kampf ums Überleben. Und millionenfach kein Zugang zu Hygiene und Komfort. Doch nein, es ist dies nur meine prägnante, bewusste Erfahrung, körperlich und geistig, was wir in unserem Wertesystem (oder Unwertsystem) einander antun. Was wir gemeinhin als normal wahrnehmen. Eben, Normen sind menschengemacht und können verändert werden. So wie diese Anekdote aus meinem Reisendendasein auch nur im domestic detail aufzeigt, wie wir global gleichfalls agieren. Howard Zinn hat dies in A People's History of American Imperialism eindrücklich aufgezeigt.

 

Kein Ort zum Träumen, diese Bettstatt, kein Ort zum Ruhen. Unsinnlicher und unentspannter geht es nicht. Was bleibt, trotz des vielen verspritzten und ach so kontrollierten Wassers: Ich fühle mich schmutzig. Betrogen. Verachtet.

  Aber genug hierzu, der Tag ruft, mit Luft und Licht.

 

Spaziere vom Bahnhof aus, lande in einem Park, in Ørstedparken, einem Teil der alten Festung. Schreibe eine gute Stunde auf einer Bank, strecke die Beine aus, lasse den Nacken kreisen. Spätes Frühstück im Café des Parks. Besser nicht umrechnen, was ich gerade bezahlt habe. Paris scheint plötzlich eine erschwingliche Stadt zu sein... Eine merkwürdige Sache übrigens, die für mich in den letzten Jahren ungewohnt war: das Zählen und Bezahlen in einer anderen Währung, in diesem vereinten - aber nicht so harmonisierten - Europa.

 

Der Rathausturm, schlank und backsteinig, in die Höhe sich reckend, als habe man beim Bau an der Haube gezogen, als sei der Dachstuhl gen Himmel geflossen, um zu zeugen vom Stolz der Stadt, von ihrem Reichtum, dem Selbstverständnis der Bürger.

  Am Wasser und entlang der Hauptverkehrsstraßen erinnert mich Kopenhagen auch an das London der neunziger Jahre, das ich kannte. Eine Stadt mit monolithischen, rechtwinkligen, verspielt strengen Gebäuden aus Ziegelsteinen und städtebaulichem Durcheinander, eine Stadt, die alles in allem einen männlichen Charakter hat, eine männliche Stadt, attraktiv, aber nichts für mich. Es ist Sommer, die Körper falten sich offen. Trotzdem scheint sich alles unter einem Dämpfer zu artikulieren, einem protestantischen, tugendhaften, jugendfreien Dämpfer. Gutmütige, inoffensive Körperlichkeit.

 

Arbeite einige Zeit in der Høvedsbibliothek. Dann Spaziergang zum Hafen und nach Christiania, wo seit dem Ideenflug der Proteste die Gentrifizierung dem gestützten Elend die Hand reicht. Besuche das Foyer des Architekturzentrums und dann das Foyer des Black Diamond, wo großzügige Rolltreppen zum alten Lesesaal der Königlichen Bibliothek führen. Die bemalte Decke: Eine erste Evokation, das riesige Gemälde von Sighard Gille im Leipziger Gewandhaus. Aber hier: Reduktion auf das Ornamentale.

  Auf den Ufermauern vor dieser Reihe zeitgenössischer Gebäude sind es die anderen - gebräunten – Goldjungs und -mädels in Badehosen und Bikinis, die sich – umso besser – den Platz angeeignet haben, um die Sonne zu genießen und sich mit dem Kopf voran in das ziemlich saubere Wasser zu stürzen. Ich sitze auf einem Sessel, blättere durch ein sehr dringendes Rechtsdokument auf Spanisch und beobachte gleichzeitig eine Szene auf dem Wasserarm. Sie scheint mir geeignet, um den Sachverhalt zu veranschaulichen, um eine kleine Bestandsaufnahme einer Sackgasse des zeitgenössischen Diskurses zu erstellen. Auf einem großen Brett liegt ein junger Mann, der sich auf seine Ellenbogen stützt. Hinter ihm steht eine Frau in seinem Alter mit einem Paddel in der Hand. Sie treibt das Liebesfloß selbstbewusst voran. Ich höre die Stimmen derjenigen, die sagen würden: »Ach, schau dir die beiden an! Er, was für ein Pascha, lässt sie die ganze Arbeit machen, ganz ehrlich!« Im anderen Ohr dann das Wehklagen derjenigen, die bei umgekehrter Szenerie - sie liegend, er stehend, am Ruder - eher ausrufen würden: »Aber nein, so was! Was für ein überholtes Bild, sie lässt sich in diese Rolle drängen, fordert sie nicht ihre Gleichberechtigung ein? Und er, für wen hält er sich? Den Beschützer, den Macho, der alles kontrolliert?«

  Es ist für diese beiden zu hoffen, dass all diese Fragen keine Rolle spielen, dass sie selbst keine Rolle spielen, dass sie einfach nur eine gute Zeit haben und sich abwechseln, die Aufgaben teilen, die Positionen wechseln und vor allem sich gegenseitig respektieren und einander lieben.

 

Eine Gasse auf der Rückseite, zwischen dem Jüdischen Museum und dem Kriegsmuseum, führt mich zu einem exquisiten Garten, einem Platz mit ausgewogenen Proportionen und viel Grün, von dem ich später erfahre, dass es sich um den Garten der ehemaligen Königlichen Bibliothek handelt. Am Fuße des Søren Kierkegaard gewidmeten Denkmals lasse ich mich nochmal auf einem Sessel nieder, dieser ist eine Reminiszenz an die Sessel im Jardin du Luxembourg oder in den Tuilerien. Eine lange Zeit lese ich in Kinder von Satu Taskinen. Die Stimmung ist günstig. Ich mag die Ruhe, daran gibt es nichts zu rütteln, und das Respektieren der Ruhe. Hier und jetzt weiß Kopenhagen mich zu überzeugen.

 

Auf dem Rückweg komme ich an Christiansborg vorbei, dem riesigen, dunklen Palast, dessen Name mir durch die ausgezeichnete, kürzlich nochmal gesehene Serie Borgen bekannt ist. Dieses ehemalige Königsschloss soll übrigens das einzige Gebäude der Welt sein, das die drei wichtigsten Staatsgewalten unter einem Dach vereint, sowohl die Exekutive als auch die Legislative und die Rechtsprechung.

  Neben dem Palast befindet sich das Museum zu Ehren Thorvaldsens. Kleines Bedauern, dass ich mich nicht vorher informieren wollte, dass ich nur bummeln, den Puls der Stadt fühlen und die Parks genießen wollte. Dieses Museum würde ich gerne ein anderes Mal besuchen, vor dem geistigen Auge den Ganymed, den Adler tränkend, diese wunderbare Skulptur im Museum der bildenden Künste in Leipzig.

 

Südlich des Tivoli, dem Vergnügungspark im Herzen Kopenhagens, befindet sich die Glyptothek mit ihrer reich verzierten Fassade. Es ist spät geworden, die Nacht ist nicht mehr weit, aber von der anderen Seite des Boulevards erkenne ich zwei Skulpturen von Constantin Meunier, emblematische Silhouetten, die mein Leben schon seit langem begleiten. Sicherlich Abgüsse wie so viele Werke hier im öffentlichen Raum.

  Ein Geschrei des Schreckens und der Aufregung zerreißt den schwindenden Himmel, nun ist ein Ruder, ein fliegender Teppich oder eine Gondel gerade in den Abgrund gestürzt, und ich werde mich trotz allem noch einmal in meine Kapsel werfen. 

 

Ce qui compte : garder la force de travail, les conditions pour écrire. Être en forme, le corps sans douleur, la pensée reposée pour pouvoir se tendre à nouveau, les sens affûtés. Tout ce qui empêche cela : bye-bye.

  Une nuit de plus dans ce  « cercueil vivant » , ce n'est pas nécessaire. Le capitalisme nous aura tout fait endurer. Il nous aura plumés et occupés, occupés par le récit de ses bienfaits. Le mail de l'auberge l'annonçait : soucieux d'améliorer constamment ses prestations, l'accès à l'établissement et aux chambres serait désormais entièrement automatisé grâce à des codes de porte numériques, le check-in pourrait donc se faire individuellement et sans limite d'horaire. Hourra ! En gros, voilà un dortoir avec des portes coulissantes devant les lits, c'est tout. Un ventilateur dont personne ne pourra être fan, tant il souffle modestement des bruits vers la capsule, mais de l'air : plutôt moins.

  Des doubles-cabines de douche, l'eau savonneuse d'à côté s'écoule sous la cloison, et les deux lavabos devant les clapets des toilettes servent, comme les douches, à tout l'étage. Y en a-t-il vingt, y en a-t-il trente de personnes clièntes? Ce qui met les points sur les i, et littéralement : la robinetterie qui ne donne de l'eau avec précision que par une pression constante sur le bouton, mais alors avec une telle pression que le cycle de lavage des textiles est intégré. Chemise et pantalon, mouillés. L'endroit est un pigeonnier à l'heure matinale, et tandis que, sans séparation des sexes, l'une tente de faire discrètement ses besoins dans la cagette étriquée, l'autre essaie d'éviter la porte du couloir qui s'ouvre – tout en continuant à se brosser les dents.

 

Ceux qui sont incapables ou peu désireux de faire preuve d'un minimum de générosité devraient s'abstenir de jouer les hôtes. Mais il ne s'agit même pas de cela ici. Il s'agit de tourisme, de tourisme de la pire espèce, c'est du tourisme purement capitaliste. La réalisation de bénéfices à tout prix. Sans visage.

 

Ces remarques sur le fait de tirer le maximum de profit avec un minimum en contrepartie peuvent paraître secondaires, comme la simple frustration d'un client gâté (ce que je ne suis vraiment pas ; habitué à pas mal de choses ; passé par l'école parisienne de la précarité). Il semble qu'il y ait vraiment d'autres urgences dans le monde. Il y a une vraie souffrance, une lutte basique pour la survie. Et des millions de personnes n'ont pas accès à l'hygiène et au confort.

  Mais non, ce n'est que mon expérience concise et consciente, physique et mentale, de ce que nous nous faisons subir les uns aux autres dans notre système de valeurs (ou de non-valeurs). Ce que nous percevons généralement comme normal. Justement, les normes sont faites par l'homme et peuvent être modifiées. De même que cette anecdote de ma vie de voyageur ne montre qu'un détail domestique de la manière dont nous agissons également à l'échelle mondiale. Howard Zinn l'a montré magistralement dans A People's History of American Imperialism.

 

Pas un endroit pour rêver, ce couchage, pas un endroit pour se reposer. Impossible de faire plus austère, plus opposé à toute notion de détente. Ce qui reste, malgré toute l'eau répandue et oh combien contrôlée : je me sens sale. Trompé. Méprisé.

 

Mais assez parlé de cela, le jour m'appelle, avec de l'air et de la lumière.

 

Promenade depuis la gare, atterris à un parc, à Ørstedparken, une partie de l'ancienne fortification. Écris une bonne heure sur un banc, m'étire les jambes, fais tourner la nuque. Petit déjeuner tardif au café du parc. Vaut mieux ne pas convertir ce que je viens de payer. Paris paraît, soudainement, une ville abordable... Chose curieuse, d'ailleurs, et peu habituelle pour moi ces dernières années : le fait de compter et de payer en une autre monnaie, dans cette Europe unie – mais pas si harmonisée que cela.

 

La tour de l'hôtel de ville, élancée et en briques, s'élance vers le haut, comme si l'on avait tiré sur la coiffe lors de la construction, comme si la charpente s'était envolée vers le ciel, pour témoigner de la fierté de la ville, de sa richesse, de l'image que les citoyens ont d'eux-mêmes.

Au bord de l'eau et le long des grands axes routiers, Copenhague m'évoque aussi le Londres des années quatre-vingt-dix que j'ai connu. Ville aux bâtisses monolithiques, aux angles droits, d'une austérité enjouée, faites de briques (et de broc – sic – urbanistique), une ville, somme toute, au caractère masculin, une ville mâle, attirante, mais point pour moi. C'est l'été, les corps s'épanchent. N'empêche, tout semble s'articuler en sourdine, une sourdine protestante, vertueuse, pour tout public. Du corporel bon enfant.

 

Travaille quelque temps à la Hovedsbibliothek. Puis, promenade vers le port, jusqu'à Christiania où, depuis l'envolée contestataire, gentrification semble côtoyer misère assistée. Visite le vestibule du Centre d'Architecture, puis celui du Black Diamond où de généreux escalators mènent à la vieille salle de lecture de la Bibliothèque Royale. Le plafond peint : première évocation, celle de l'immense peinture de Sighard Gille, au Gewandhaus de Leipzig. Mais ici, réduction à l'ornemental.

  Sur les quais devant cette rangée de bâtisses contemporaines, c'est la jeunesse autrement dorée – bronzée – en maillots de bains et bikinis, qui s'est appropriée l'espace – tant mieux – pour profiter du soleil et se jeter, tête en avant, dans l'eau plutôt propre. Assis sur un fauteuil, je parcours un document juridique bien urgent, en espagnol, et simultanément j'observe une scène sur l'eau. Elle me semble pouvoir servir pour illustrer l'état de fait, pour dresser un petit état des lieux de certains culs de sac du discours contemporain. Sur une grosse planche est allongé un jeune homme, appuyé sur ses coudes. Derrière lui, une femme de son âge, debout, pagaie en mains. Elle fait avancer ce radeaux amoureux, avec assurance. J'entends la voix de celles et ceux qui diraient : « Ah, regarde ces deux là ! Lui, quel pacha, lui fait faire à elle tout le boulot, franchement. » Puis, dans l'autre oreille, les lamentations de celles et ceux qui, si la scène était inversée – elle allongée et lui debout, aux commandes – s'exclameraient plutôt  « Mais non, ça alors ! Quelle image surannée, elle se laisse faire à jouer ce rôle, elle ne revendique pas son égalité, elle ? Et lui, il se prend pour qui ? Le protecteur, le macho qui contrôle tout ? »

  Il faut espérer pour eux deux que toutes ces questions ne jouent aucun rôle, qu'eux-mêmes ne jouent aucun rôle, qu'ils passent tout simplement du bon temps, et qu'ils se relaient, se partagent les tâches, changent de positions, et, surtout, se respectent et s'aiment.

 

Une impasse sur l'arrière, entre le Musée juif et le Musée de la guerre, me mène à un jardin exquis, un square aux proportions équilibrées, verdoyant, dont j'apprendrai plus tard qu'il s'agit du jardin de l'ancienne Bibliothèque Royale. Au pied du monument dédié à Søren Kierkegaard, je m'installe encore sur un fauteuil, réminiscence de ceux du Jardin du Luxembourg ou des Tuileries. Long moment de lecture dans Kinder de Satu Taskinen. Ambiance propice. J'aime le calme, rien à faire, et le respect du calme. Ici et maintenant, Copenhague sait me convaincre.

 

Sur le chemin de retour, je passe devant Christiansborg, l'immense et sombre palais dont le nom m'est familier grâce à l'excellente série Borgen, revue récemment. Cet ancien château royal serait d'ailleurs le seul bâtiment au monde qui réunit sous un même toit les trois pouvoirs d'État les plus importants, tant le pouvoir de l'exécutive et de la législative que de la jurisprudence.

  Jouxtant le palais, le musée à la gloire de Thorvaldsen. Petit regret de ne pas avoir voulu m'informer au préalable, de n'avoir souhaité que déambuler, prendre le pouls de la ville, profiter des parcs. Ce musée-ci, j'irais bien le visiter une autre fois, en tête le Ganymède abreuvant l'aigle, merveilleuse sculpture au Musée des Beaux-Arts de Leipzig.

 

Au sud de Tivoli, le parc d'attraction en plein cœur de Copenhague, la Glyptothèque, à la façade richement décorée. Il se fait tard, la nuit n'est pas loin, mais depuis l'autre côté de l'avenue, je reconnais deux sculptures de Constantin Meunier, silhouettes emblématiques qui accompagnent ma vie depuis longtemps déjà. Certainement des moulages comme tant d'œuvres ici dans l'espace public.

  Des cris d'effroi et d'excitations déchirent le ciel déclinant, voilà qu'une rame, qu'un tapis volant ou qu'une nacelle vient de se précipiter dans les abîmes, et moi, je me lancerai une nouvelle fois dans ma capsule, malgré tout.


DREI/TROIS

Auf dem Weg nach Stockholm. Kurz nach Malmö fahre ich durch Älmhult, das ich kennengelernt habe. Letzten Sommer. Glück. Freundschaften. Ein langer Essay über den Unternehmergeist, der in dieser Gegend von Småland herrscht, dem Ursprungsland von IKEA und noch immer dessen Hauptsitz.

Seit meiner Abreise aus Kopenhagen hat sich auf der schwedischen Seite etwas deutlich verändert: die menschliche Dichte ist zurückgegangen, die Landschaften sind klarer und die Sprache klingt viel lieblicher.

Komme am Nachmittag in Stockholm an. Obwohl es bewölkt ist, bleibt die Luft schwer, aber ein Wind vom Meer hilft beim Schnaufen. Ich spaziere vom Bahnhof zum Stadtteil Södermalm, den Koffer vor mir herschiebend. Später, um das Gepäck erleichtert, mache ich mich auf einen weiteren Spaziergang von etwa zehn Kilometern, vorbei an der Katharinenkirche und ihrem uralten Friedhof, den Terrassen mit Blick auf die Bucht, dem Ort, an dem die Fähre ablegt, und schließlich dem Fotomuseum, um dann kreuz und quer durch Gamla Stan zu wandeln. Die Begeisterung, die ich mir bewahrt habe, mich immer wieder von einem neuen Ort hinreißen zu lassen, hat Federn gelassen. Vielleicht ist es auch nur die Müdigkeit, die mein Staunen kippen lässt, es in ein Gefühl der Sättigung, der Übelkeit und auch der Enttäuschung darüber verwandelt, dass ein historisches Zentrum wieder einmal in einen konsumorientierten Themenpark umgewandelt wurde, in einen Ort, der von Menschen belebt wird, die sich vor allem dann lebendig fühlen zu können scheinen, wenn sie laut sind.

Doch das Flanieren in Stockholm unterscheidet sich von dem in Kopenhagen. Es gibt mehr Luft, und obwohl die Stadt weiter nördlich liegt, vermittelt sie eine fast südländische Vibration.

Erschöpft geht es zurück ins Zimmer. Aber es ist nicht nur die Müdigkeit des Körpers, sondern auch die Müdigkeit, dass ich schon zu lange alleine unterwegs bin und keinen Sinn mehr darin sehe, so weit zu reisen, wenn es nicht dazu gut ist, Freunde zu treffen oder zu arbeiten. Ich bin auf der Durchreise. Transit. Und genau so fühle ich mich auch, durchgeknetet, um durch einen langen Tunnel transportiert zu werden, damit ich an einen sicheren Hafen gelange. Ich kann es kaum erwarten, bis ich in Helsinki ankomme. Das ist mein Ziel, dort habe ich Aufgaben zu erfüllen, eine Arbeit zu entwickeln, Begegnungen zu erleben. Und ich freue mich darauf.

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En route pour Stockholm. Peu après Malmö, je passe par Älmhult... que j'ai connu. L'été dernier. Du bonheur. Des amitiés. Un long essai sur l'esprit d'entreprendre qui règne dans cette contrée de Småland, terre d'origine d'IKEA, et toujours son siège social.

  Quelque chose, depuis mon départ de Copenhague, a sensiblement changé du côté suédois, la densité humaine, à la baisse, le dessin limpide des paysages, la sonorité bien plus suave de la langue.

  Arrive à Stockholm l'après-midi. Bien que nuageux, l'air reste lourd, mais un vent venu de la mer aide à souffler. Promenade depuis la gare jusqu'au quartier de Södermalm, valise en avant. Plus tard, allégé, je me lance à une autre promenade d'une dizaine de kilomètres, par l'Église Sainte-Catherine et son cimetière bien ancien, les terrasses surplombant la rade, le lieu d'embarquement du ferry, le Musée de la Photographie, puis Gamla Stan en long et en large. L'enthousiasme que je me suis gardé à toujours pouvoir m'enflammer pour un nouveau lieu a laissé des plumes, peut-être est-ce aussi la fatigue qui fait basculer l'émerveillement, le transforme en un sentiment de satiété, de nausée et aussi de déception à voir encore un centre historique converti en parc à thèmes consumériste, en un lieu animé par des gens qui semblent surtout pouvoir se sentir vivants quand ils sont bruyants.

  Mais la flânerie à Stockholm diffère de celle à Copenhague. Il y a plus d'air, et bien que plus au nord, la ville transmet une vibration presque méridionale.

  Retour à la chambre, épuisé. Mais ce n'est pas qu'une fatigue du corps, c'est aussi la lassitude de voyager seul depuis trop longtemps, et de ne plus voir de sens à me déplacer si loin si ce n'est pas pour voir des amis, ou pour travailler. Je suis en transit. Et c'est exactement comme cela que je me sens, malaxé pour être transporté par un long tunnel afin d'être éjecté à bon port. Vivement que j'arrive à Helsinki. C'est ça le but, j'y ai des tâches à accomplir, un travail à développer, des rencontres à vivre. Et je m'en réjouis d'avance.


VIER/QUATRE

Es war wohl viel Müdigkeit dabei, gestern und die Tage zuvor. Müdigkeit in den Beinen, im Rücken. Und damit im Blick. Die Wahrnehmung ist so ein fragiles Ding, leicht zu beeinflussen und schwer zu abstrahieren vom Kontext, in dem sie sich manifestiert und auf den sie blickt.

  Am späten Vormittag hinaus in die Stadt, hinüber zum Nationalmuseum. Nur hinein geschnuppert. Gleich wieder nach draußen. Zu schönes Wetter, luftig und lau, um in den alten, allzu bekannten Modus zu verfallen, Wände abzufressen und ein »Pensum zu bewältigen«. Bewältigen mag ich gar nichts mehr. Nur Ausschau halte ich noch, überwältigt zu werden. Und das geschieht nun meistens und eher auf der Straße, im direkten Zugang zum Leben, ohne den Filter der Bilder. Doch noch während sich dies formuliert, rebelliert und rumpelt es auf der anderen Seite der Wahrnehmungswaage. Nein, es gibt sie durchaus, die beseelten Augenblicke, in denen die Kunst, die bildende – die schreibende sowieso, die Musik auch – mich niederzuschmettern weiß vor Eindringlichkeit, vor Schönheit und einem lebendigen Atem, um mich dann aufzurichten und schweben zu lassen.

  Hinüber zur Insel Skeppsholmen. Im Moderna Museet: gleiches Prozedere, einmal hinein, gleich wieder raus. Umso mehr, als hier das hippsterisierte Bürgertum umso coolere Energien abstrahlt. Da bleibe ich lieber im heute eher milden Sonnenlicht. Entlang der Nordseite der Insel an zauberhaften Booten entlang, farbig und aus der Zeit gefallen. Oder eher: gut gepflegt, erhalten und weitergereicht. Altes Militärgelände, Kugeln und Kanonen. Im Hintergrund Kinderräder ...

  An einer Hauswand der Schriftzug FOLKSHÖGSKOLA. Mit Blick aufs Finnische erscheint Schwedisch doch leicht, gar kinderleicht wie in diesem Beispiel … Kurz vor der Eisenbrücke zurück Richtung Nationalmuseum: Einhalt, Innehalten. Ich setze mich aufs Gras, den Blick gen Wasser. Da ist was, da hängt was in der Luft, wabert über den Wellen. Etwas, worauf ich blicke und was etwas spiegelt von innen, eine Übertragung in Echtzeit. Alles ist in Bewegung. Alles ist möglich. Und simultan die Gewissheit, dass manches auch vorbei ist, dass es nie da war, schöne Körper und Liebe. Aber die Bewegung, die Bewegung macht alles Zweifeln zunichte, reinigt das Hadern, lindert den Verlust. Denn Bewegung ist Leben, und darin liegt alles begründet. Das Heilsame der Kontemplation: sie lässt mich teilhaben an den Wegen der anderen, ohne dass ich mir diese Wege zu eigen machen müsste, ohne dass ich sie mir gar zu eigen machen will. Jeder übernimmt einen Hauch des Liedes und alle Luftströme bündeln sich zum Gesang. Ein Lied von der Erde. Und vom Menschen.

  Weiter Richtung Östermalm, vorbei am Königlichen Dramatischen Theater. Ein Bau in prächtigem Jugendstil. Stolz. Stark. Golden. Ein Stück die Nybrogatan entlang. Immer noch Innenstadt, aber ein anderes Flair, andere Leute, mehr Stockholmer.

  Mit Einkäufen in die Grünflächen an der Hedwig-Eleonora-Kirche. Hier wird sie geschätzt, die Ruhe, auf den Bänken, auf dem Gras. Jeder geht seinen Gedanken nach. Kaum zu hören, wenn jemand telefoniert, wenn zwei miteinander sprechen. Genießen und Genuss lassen.

  Im Humlegården, dem ehemaligen Hopfengarten, ein Baum, dessen Äste aus einer gestürzten Krone nach unten gewachsen und wohl Wurzeln geworden sind. Gibt's denn so was? Erst als ich das Foto sehe, erkenne ich eine Silhouette, die an Rodins Balzac des Boulevard Raspail erinnert ...

 

Auf der Fähre am Abend: Begeisterung, Erregung, endlich geht es los, endlich der ganz neue Teil der Reise, Abenteuer. Eine Fährfahrt zur Nacht. Wie lange ist das her? Gab's das schon mal? Ärmelkanal, aber viel kürzer. Und ja, Ende der Achtzigerjahre, eben nach Schweden. Ab Fehmarn? Jütland? Nun, heute Stockholm-Turku. Auf dem Deck am Bug das erste Mal auf dieser Reise kindliches Glück, und Dankbarkeit, dass meine Arbeit mich auf diesen Weg geschickt hat, dass sie mich das alles erleben lässt und es überhaupt erst möglich macht. Erinnerung an Irland, 2002. Mein erster Werkaufenthalt. Zwanzig Jahre. Da ereilte mich dasselbe Gefühl auf einer Zugfahrt im County Cork, auf dem Weg von der Provinzhauptstadt, in der ich Gastkünstler einer großen Bildhauerwerkstätte war, in Richtung der Ballinskelligs, Hungerdörfer, umgewandelt zu Künstlerhäusern.

  Zwanzig Jahre zweifeln und durchhalten, weitermachen, Sinn schaffen.

 

Die kleine, clever erdachte und umsichtig ausgestattete Kabine ist die beste Unterkunft seit Tagen. Fläche allein ist ja Indiz für gar nichts. Zunächst: liegend auf dem Sofa (schreiben), später in der Dusche mit dreieckiger Bodenfläche (völlig ausreichend, um die Arme frei zu bewegen), zum Schluss im unteren der beiden Klappbetten (wie im Schlafwagen). Als Notlicht strahlt, nachdem alle anderen Quellen ausgeschaltet sind, ein Stern auf den Boden. Wo gibt’s denn so was! Ich liege und will schlafen, geht nicht. Immer wieder lache ich und strample vor Glück, unter mir die Tiefen des Baltischen Meeres, die ich mir, in einem Anflug von Furcht und Freudenschauder, in Schiffshöhen vorstelle: Wie oft müsste die Fähre übereinander gestapelt werden, um zum Meeresgrund zu gelangen? Vor dem Schlafengehen bin ich beide Fluchtwege abgelaufen und habe sie mir eingebläut. In den Sicherheitshinweisen wird erwähnt, im Notfall solle man sich warm anziehen. Das heißt, wer lange auf Deck stehen muss, bis die große Nussschale sinkt, soll nicht frieren? In den Rettungsboten es warm haben? Oder vor dem Schock mit der kalten Salzlache noch nicht unterkühlt sein?

Irgendwann wohl schlafe ich ein, den Wecker auf eine Stunde vor Ankunft. Dann doch lieber zwei Stunden früher. Wer weiß, mit der Zeitverschiebung, welche Uhrzeit zählt. Ich möchte ohne Eile aufstehen, möchte die Kabine und das Rauschen noch genießen und dann, vor Tagesanbruch, an Deck.

Mes propos, sans doute, étaient teintés de beaucoup de fatigue, hier et les jours précédents. Fatigue dans les jambes, dans le dos. Et donc dans le regard. La perception est une chose si fragile, facilement influençable et difficile à abstraire du contexte dans lequel elle se manifeste et sur lequel elle porte son regard.

  En fin de matinée, sortie en ville, direction le Musée national. Juste un coup d'œil à l'intérieur. Sorti aussitôt. Il fait un temps trop beau, aéré et doux, pour retomber dans le vieux mode trop connu de ronger les murs et accomplir un programme. Je ne veux plus venir à bout de rien du tout. Je ne fais plus que guetter le moment où je serai submergé. Et cela se passe désormais le plus souvent et plutôt dans la rue, dans l'accès direct à la vie, sans le filtre des images. Mais alors que ces mots-ci prennent forme, l'autre côté de la balance de la perception se rebelle et gronde. Non, ils existent bel et bien, ces moments animés où l'art, l'art plastique – l'art de l'écriture de toute façon, la musique aussi – sait me terrasser d'insistance, de beauté et d'un souffle chaud, pour me laisser ensuite me relever et planer.

  Vers l'île de Skeppsholmen. Au Moderna Museet : même procédure, entré, aussitôt sorti. D'autant plus qu'ici, la bourgeoisie hipsterisée dégage une énergie d'autant plus cool. Je préfère rester dans la lumière plutôt douce du soleil d'aujourd'hui. Le long du côté nord de l'île, je longe de charmants bateaux, colorés et hors du temps. Ou plutôt : bien entretenus, conservés et transmis.

  Ancien terrain militaire, boulets et canons. En arrière-plan, des vélos d'enfants ...

  Sur le mur d'une maison, l'inscription FOLKSHÖGSKOLA. Comparé au finnois, le suédois semble plutôt facile, voire comme un jeu d'enfant en l'occurence... Juste avant le pont de fer en direction du Musée national : voilà un arrêt, une pause. Je m'assieds sur l'herbe, le regard tourné vers l'eau. Il y a là quelque chose, quelque chose qui flotte dans l'air, au-dessus des vagues. Quelque chose que je regarde et qui reflète quelque chose de l'intérieur, une transmission en temps réel. Tout est en mouvement. Tout est possible. Et simultanément la certitude que certaines choses sont passées, qu'elles n'ont jamais été au rendez-vous, de beaux corps et l'amour. Mais le mouvement, le mouvement annule tous les doutes, purifie les jérémiades, atténue les pertes. Car le mouvement, c'est la vie, et c'est en cela que tout est fondé. Ce qu'il y a de salutaire dans la contemplation, c'est qu'elle me fait participer aux cheminements des autres, sans que je doive faire miens ces chemins, sans même que je veuille les faire miens. Chacun prend en charge un tantinet du couplet et tous les souffles se rassemblent pour former un chant. Un chant de la terre. Et de l'homme.

 

Je continue en direction d'Östermalm, en passant devant le Théâtre dramatique royal. Un bâtiment au somptueux style art nouveau. Fier. Fort. Doré. Poursuis un peu le long de Nybrogatan. Toujours le centre-ville, mais une autre ambiance, d'autres gens, plus de Stockholmois.

Avec des vivres, je m'installe dans les espaces verts autour de l'église Hedwig Eleonora. Ici, on apprécie le calme, sur les bancs, sur l'herbe. Chacun vaque à ses pensées. C'est à peine si l'on entend quelqu'un téléphoner, si deux personnes se parlent. Savourer et laisser vivre.

  Dans le Humlegården, l'ancien jardin au houblon, un arbre dont les branches ont poussé vers le bas à partir d'une couronne tombée et qui sont sans doute devenues des racines. Ça existe, ça ? Ce n'est que lorsque je vois la photo que je reconnais une silhouette qui rappelle le Balzac de Rodin du boulevard Raspail ...

 

Sur le ferry le soir : enthousiasme, excitation, on part enfin, enfin la toute nouvelle partie du voyage, l'aventure. Un voyage en ferry de nuit. Ça fait combien de temps ? Est-ce que j'ai déjà connu cela ? La Manche, mais c'est beaucoup plus court comme traversée. Et oui, à la fin des années quatre-vingt, justement vers la Suède. Au départ de Fehmarn ? Depuis le Jutland ? Eh bien, aujourd'hui c'est Stockholm-Turku. Sur le pont,côté proue, pour la première fois de ce voyage, un bonheur d'enfant, et de la gratitude que ce soit mon travail qui m'a mis sur ce chemin, qui me fait vivre tout cela et le rend possible, pour commencer. Souvenir d'Irlande, 2002. Ma première résidence de création. Il y a vingt ans. J'ai éprouvé le même sentiment lors d'un voyage en train dans le comté de Cork, en quittant la capitale provinciale où j'étais l'artiste invité d'un grand atelier de sculpture, pour me rendre dans les Ballinskelligs, un hameau, un village de la faim transformé en lieu d'accueil pour artistes.

  Vingt ans à douter et à persévérer, à continuer, à créer du sens.

 

La petite cabine, intelligemment conçue et soigneusement équipée, est le meilleur abri depuis des jours. La surface à elle seule n'est un indice de rien du tout. D'abord : allongé sur le canapé (écrire), plus tard dans la douche avec une surface triangulaire au sol (tout à fait suffisante pour bouger librement les bras), pour finir dans le lit inférieur des deux lits pliants (comme dans un wagon-lit). En guise d'éclairage de secours, une fois toutes les autres sources éteintes, une étoile brille sur le sol. Où peut-on trouver une telle chose ? Je suis allongé et je veux dormir, je ne peux pas. Je ne cesse de rire et de gigoter les jambes de bonheur, avec en dessous de moi les profondeurs de la mer Baltique, que j'imagine et mesure, dans un élan de crainte et de frissons de joie, en hauteurs du bateau : Combien de fois faudrait-il empiler le ferry pour atteindre le fond de la mer ? Avant d'aller me coucher, j'ai parcouru les deux itinéraires de secours et je me les suis mis dans le crâne. Dans les consignes de sécurité, il est mentionné qu'en cas d'urgence, il faut s'habiller chaudement. Cela signifie-t-il que celui qui doit rester longtemps sur le pont jusqu'à ce que la grande coquille de noix coule ne doit pas avoir froid ? Avoir chaud dans les bateaux de sauvetage ? Ou ne pas déjà être en hypothermie avant le choc avec la flotte salée bien froide ?


FÜNF/CINQ

Regenbogen links, Sonnenaufgang rechts. Ein Dauerregenbogen, doppelt sogar. Eine Möwe eskortiert das Stahlkoloss in den Schärengarten vor Turku. Glattes Meer. Mit bloßem Auge sichtbar: Kräuselung unter der Oberfläche, nervösere Zeichnung darüber, auch hier doppeltes Spiel. Finnland, Neuland. Auf bewaldeten Küstenhügeln verstecken sich auf Stelzen gestellte Häuser, Mökkis von Glücklichen.

  Ankunft, Check-in, Einkäufe, Ausruhen, Lektüre, die Stadt Stadt sein lassen. Morgen ist der echte Tag eins.

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Arc-en-ciel à gauche, lever de soleil à droite. Un arc-en-ciel permanent, double même. Une mouette escorte le colosse d'acier dans l'archipel au large de Turku. Une mer lisse. Visible à l'œil nu : frisure sous la surface, dessin plus nerveux au-dessus, double jeu là aussi. Finlande, terre inconnue. Sur les collines côtières boisées se cachent des maisons sur pilotis, des mökkis de chanceux.

  Arrivée, check-in, courses, repos, lecture, me laisser la ville pour après. Demain, ce sera le vrai premier jour.


SECHS/SIX

Von Töölö nach Kamppi, vorbei an der methodistischen (schwedischen) Christuskirche, in strengem Backstein schickt sie ihren Turm gen Himmel.

  Im Kaufhaus Stockmann nach Fiskars-Messern geschaut – und die Idee zu einer Kurzgeschichte gefunden (Stockmann, von einem aus der Lübecker Gegend stammenden Försterssohn und späteren Freimaurer gegründet, im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts das größte Handelsunternehmen Finnlands).

  Über die prächtige Esplanadi zur Domkirche und zum Senatsplatz. Das Schönste am Platz: die Straßenbahngleise im Kopfsteinpflaster. Der Dom, nüchtern ernüchternd. Da sehnt man sich geradezu nach den katholischen Flaggschiffen der großen spanischen Kathedralen von Córdoba und Cádiz, von Sevilla und Granada, von León und Burgos. Hier, an den Eckpfeilern der Vierung: die Kanzel und die Darstellungen der heiligen drei Missionare aus dem Mitteldeutschen, Luther, Melanchthon und, per zeitweiligem Import aus Finnland, Agricola (Mikael, nicht Georgius). Künstlerisch uninteressant, grobschlächtiger religiöser Schnickschnack, es zählt die Idee von, nicht die Körperlichkeit der Skulpturen.

  Auf den Stufen zwischen Dom und Kirche singen vier junge Frauen in Tracht. Singen sie finnische Lieder, oder sind sie aus dem Baltikum? Kristalline Himmelsstimmen, die langsam zum Platz hinab gleiten.

  Zum Hafen und dem Trubel um die Anlegestellen der Inselfährverbindungen. An einer Häuserzeile am Marktplatz fallen mir die Rillen im Gehsteig wieder auf und ich begreife, wozu sie da sind: um aus den Fallrohren der Regenrinne das Regen- und Schmelzwasser besser abzuleiten in den Rinnstein. Im Grunde sind sie selbst in bester Manier diese Rinnsteine. Denke an die tausenden Arbeitsstunden aberhunderter Steinmetze, die über die Jahre diese Vertiefungen aus dem Stein geschlagen haben. Wir können noch immer mit diesen Menschen kommunizieren. Sie sind uns dank ihrer Arbeit und der Unmittelbarkeit der Spuren vielleicht näher als die großen Baumeister, deren Namen als kulturelle Werte (und Ware) gehandelt werden.

  Hinüber zur orthodoxen Uspenski-Kathedrale. What you see is what you get. Hier ganz anders aufgefasst als bei den protestantischen Kollegen.

  Sitze eine Weile am Yachthafen Marina Bay. Zurück zum Marktplatz und zur Kauppahalli. Bei aller ästhetischer Überwältigung das Gefühl, das mich bei allen Markthallen überrennt: kein Ort für mich. Wenn Essen (und beim Essen gesehen werden) Statussymbol, wenn der »Geheimtipp« aber Jedermanskost wird und das »Authentische« zu Besucherkitsch.

  Steige bei kräftiger Brise hinauf zum Park des Observatoriums. Nach kurzer Pause weiter.

  Die Kirche am grünen Saum mag ich mir anschauen und bemerke: es ist die deutsche Kirche in Helsinki. Lausche der Orgelprobe. Folge dem Schild »WC/Krypta« und lande in einem Untergrund, der jeden Barbetreiber sehnsüchtig und neidisch machen dürfte. In den Felsen gehauene Freiflächen, Sitzgelegenheiten auf Granit, sogar das stille Örtchen schmiegt sich an den Stein. Kinderbücher auf Deutsch und Finnisch und Schwedisch, Gesellschaftsspiele, Spielzeug.

  Von Müdigkeit überrannt auf schnellstem Weg zurück ins Töölö-Zimmer.

 

Ein erster Eindruck vom Gang durch die Stadt: Fühle mich nicht herausgerissen aus einer gewohnten Umgebung, was merkwürdig ist. Südschweden hat es mir im letzten Sommer beschert, dieses Gefühl des Anderswo, Stockholm erst vor wenigen Tagen. Aber Helsinki erscheint mir im Moment im Wesentlichen wie die Fortsetzung einer vertrauten Welt. Es sind die Gestaltung des Stadtraumes, die Ästhetik des urbanen Mobiliars, des Straßenbelags und der Bordsteine, die Behandlung der Fassaden und, bei den Menschen, die Kopfhaltung und die Körperbewegungen, an denen ich das festmache. Es ist, als würde ich auf den immer etwas zu breiten Straßen West-Berlins spazieren (wie der Titel von Hanns Zischlers Buch Berlin ist zu groß für Berlin so schön sagt), in den Grünanlagen Frankfurts (obwohl nur wenige deutsche Städte so üppig bepflanzt sind wie die Grünflächen Helsinkis) und sogar, vor allem was Kallio betrifft, in irgendeinem Vorort von Leipzig (wo die Straßenbahnwaggons auch in creme/grün gehalten sind) umhergeistern.

  Alles in allem: ähnliche Oberflächen und ähnliche Energien. Die Suche nach Bequemlichkeit, praktischer Gestaltung und nicht nach Repräsentativität, vielleicht auch die Ablehnung von allzu auffälligen Zeichen der Staatsmacht (im Falle Deutschlands mit Ausnahme des neuen Berlin) und einer Vorstellung von pyramidaler Hierarchie. Gebäude, die von einer Macht ererbt, aber nicht mit Zeichen neuer Macht beseelt wurden. Anders gesagt: Kulturen mit wenig monarchischem Charakter.

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De Töölö à Kamppi, en passant par l'église méthodiste (suédoise) du Christ, en briques austères, elle envoie son clocher vers le ciel.

  Dans le grand magasin Stockmann, j'ai cherché des couteaux Fiskars - et trouvé l'idée d'une nouvelle (Stockmann, fondé par un fils de garde forestier originaire de la région de Lübeck et devenu plus tard franc-maçon, était la plus grande entreprise commerciale de Finlande dans le dernier tiers du 19e siècle).

  Traversé la magnifique Esplanadi pour rejoindre la cathédrale et la place du Sénat. Le plus beau de la place : les voies de tramway entre les pavés. La cathédrale, sobrement désenchantant. On se languit des fleurons catholiques que sont les grandes cathédrales espagnoles de Cordoue et de Cadix, de Séville et de Grenade, de León et de Burgos. Ici, sur les piliers d'angle de la croisée : la chaire et les représentations des trois saints missionnaires d'Allemagne centrale, Luther, Melanchthon et, par importation temporaire depuis la Finlande, Agricola (Mikael, non pas Georgius). Artistiquement inintéressantes, des bondieuseries grossières, c'est l'idée de qui compte, pas la matérialité incarnée des sculptures.

  Sur les marches entre la cathédrale et l'église, quatre jeunes femmes en costume traditionnel chantent. Chantent-elles des chants finlandais ou viennent-elles des pays baltes ? De célestes voix cristallines qui s'estompent lentement en descendant à la place.

  Direction le port et l'agitation autour des embarcadères des ferries qui partent pour les îles. Le long d'une rangée de maisons sur la place du marché, je remarque à nouveau les rainures dans le trottoir et je comprends à quoi elles servent : à mieux évacuer l'eau de pluie et de fonte des neiges depuis les tuyaux de descente vers le caniveau. Au fond, elles sont, ces rainures, elles-mêmes des caniveaux, de la meilleure manière qui soit. Pensez aux milliers d'heures de travail de centaines et de centaines de tailleurs de pierre qui ont creusé ces morceaux de granit au fil des ans. Nous pouvons toujours communiquer avec ces personnes. Grâce à leur travail et à l'immédiateté des traces, ils sont peut-être plus proches de nous que les grands bâtisseurs dont les noms sont traités comme des valeurs culturelles (et comme des marchandises).

  Vers la cathédrale orthodoxe d'Uspenski. What you see is what you get. Ici, l'interprétation en est très différente de celle des collègues protestants.

  Je m'assieds un moment sur un banc du port de plaisance de Marina Bay. Retour à la place du marché et à Kauppahalli, le marché couvert. Malgré l'esthétique grandiose, j'ai le même sentiment que pour tous les marchés couverts : ce n'est pas un endroit pour moi. Quand manger (et être vu en train de manger) est un symbole de statut social, quand le « bon plan », le conseil d'initié devient le couru rendez-vous pour tout le monde, et

« l'authentique », du kitsch pour touristes.

  Par une forte brise, je monte au parc de l'observatoire. Après une courte pause, je continue mon chemin.

  J'ai envie d'aller voir l'église à la lisière du parc et je remarque qu'il s'agit là de l'église allemande d'Helsinki. J'écoute les répétitions de l'organiste. Puis, je suis le panneau « WC/crypte » et me retrouve dans un souterrain qui devrait rendre désireux et envieux tous les gérants de bars branchés. Des volumes creusés dans la roche, des places pour s'asseoir à même le granit, jusqu'aux toilettes qui se blottissent contre la pierre. Des livres pour enfants en allemand, en finnois et en suédois, des jeux de société, des jouets...

  Submergé par la fatigue, je retourne au plus vite dans ma chambre de Töölö.

 

Première impression après avoir traversé la ville : je ne me sens pas dépaysé, ce qui est étrange. Le sud de la Suède m'a donné ce sentiment d'un ailleurs l'été dernier, Stockholm encore il y a quelques jours seulement. Mais Helsinki m'apparaît pour l'instant essentiellement comme la continuation d'un monde familier. C'est à l'aménagement de l'espace urbain, à l'esthétique du mobilier urbain, du revêtement des rues et des pierres de bordure, au traitement des façades et, pour les gens, au port de tête et aux mouvements des corps que je le constate. J'ai l'impression de me promener dans les rues toujours un peu trop larges de Berlin-Ouest (comme le dit si bien le titre du livre de Hanns Zischler Berlin est trop grand pour Berlin), dans les espaces verts de Francfort (bien que peu de villes allemandes connaissent la luxuriance des espaces verts d'Helsinki) et même, surtout en ce qui concerne Kallio, dans une quelconque banlieue de Leipzig (où les wagons de tramway sont également de couleur crème/vert).

  En somme, des surfaces similaires et des énergies similaires. La recherche de la commodité, d'une conception pratique et non de la représentativité, peut-être aussi le rejet des signes trop voyants du pouvoir de l'État (dans le cas de l'Allemagne : à l'exception du nouveau Berlin) et d'une idée de hiérarchie pyramidale. Des bâtiments hérités d'un pouvoir, mais non animés de signes d'un nouveau pouvoir. En d'autres termes, des cultures au caractère peu monarchique.


SIEBEN/SEPT

Sonntagswege

 

Töölönlahti: die eingepackte Finlandia-Halle von Alvar Aalto, Bauarbeiten – (KSZE-Schlussakte von 1975!); Bootsverleih, Duft von Kindertagen; blaue Villa, Holzhäuser zwischen Wasser und Gleisen, heute Café, einst Idylle?

  Brücke nach Kallio: Blick gen Hafen, Türme und Kuppeln; das Stadttheater, modernistische Sechziger, in Grün gebettet – ich höre Sektglasklänge und heisere Stimmen hinter den Fenstern der Sommerbrache;

  Hakaniemi Kauppahalli, auch hier wird saniert, Backstein um Backstein gesäubert, im Neubau nebenan Sonntagsbreak; die Hämeentie entlang, hinauf zum kleinen Alli-Trygg-Park (benannt nach einer Frauenrechtlerin und Kämpferin der Abstinenzbewegung); Mahnmal – nur an den Jahreszahlen erkenne ich den Bezug zum 2. Weltkrieg; später lasse ich mir die Wörter von digitalen Schlaumeiermaschinen entschlüsseln:

»Die Überlebenden des Infanterieregiments 11 errichteten dieses Mahnmal zum Gedenken an ihre heldenhaften Kameraden, die im Krieg von 1939-1940 gefallen waren, am 13. Oktober 1940«; rekrutiert hatte sich dieses Regiment auch aus Bewohnern der Nachbarschaft in Kallio;

  über die Helsinginkatu westwärts; entlang der Wege Verkehrsschilder und Baustellenabsperrungen, die bei aller Normung Nuancen zu zeigen scheinen, mit Schwung in den stilisierten Bewegungen der Silhouetten; auch Hinweise auf die Schneewinter: Schuhabstreifer und Markierungsantennen an Stromkästen; auf einer Fassade der Schriftzug: KULUTTAJARIITALAUTAKUNTA: und es heißt, deutsche Wörter seien lang … (hier: Schlichtungsstelle für Verbraucherstreit);

  lande unterhalb eines Felsmassivs, Parklandschaft; folge einem Weg, in der Luft rechterhand immer wieder Kreischen und Lachen, manchmal ein Fluchen: der Vergnügungspark Linnanmäki; nach jeweils fünf Jahren, statistisch gesehen, ist die gesamte Bevölkerung Finnlands einmal durch den Park geschlendert und geschleudert; von einem zu den Gleisen hin abfallenden Felsplateau erscheinen die Achterbahn und das Riesenrad dahinter wie Fördertürme eines unbekannten Rohstoffes;

  weiter durch Alppipuisto, einen Park mit Kurstadtflair; Gleisunterführung, hin zum alten Olympiagelände; vorbei an Schwimmhalle, Sportfeld und Zentralstadion; wie weit das zurückreicht? Bau in den Dreißigern, für die Spiele 1952, der Krieg kam dazwischen; kürzlich grundsaniert und umgebaut, das Stadion; auf dem gesamten Gelände schwirren Sportbegeisterte in Trainingskleidung umher, der Ort ist lebendig, wird wohl intensiv genutzt, ein Beweis, dass derartige Kollosalbauten sich nachhaltig in die Nutzungsgewohnheiten einer Stadtbevölkerung einschreiben können, wenn das Olympiafieber wieder abgeklungen ist;

  über die Westseite des Töölönlahti zurück.

Chemins du dimanche

 

Töölönlahti : la Maison Finlandia d'Alvar Aalto emballée, travaux de rénovation – (Acte final de la CSCE de 1975 !); stand de location de petites barques, parfum des jours d'enfance ; villa bleue, maisons en bois entre eaux et rails, aujourd'hui un café, autrefois une idylle ?

  Pont vers Kallio : vue en direction du port, des tours et coupoles ; le théâtre municipal, modernisme des années soixante, niché dans la verdure - j'entends le tintement des flûtes à champagne et des voix rauques derrière les fenêtres de cette friche estivale.

  Hakaniemi Kauppahalli, ici aussi, on rénove, on nettoie brique après brique ; dans l'extension plus récente d'à côté, c'est le break du dimanche ; le long de Hämeentie, en haut du petit parc Alli-Trygg (du nom d'une militante des droits des femmes et du mouvement de tempérance) ; un mémorial – je ne reconnais la référence à la deuxième Guerre mondiale qu'aux dates ; plus tard, je me fais déchiffrer les mots par d'intelligentes machines numériques : « Les survivants du 11e régiment d'infanterie ont érigé ce monument à la mémoire de leurs camarades héroïques tombés pendant la guerre de 1939-1940, le 13 octobre 1940 » ; ce régiment s'était également recruté parmi les habitants du quartier de Kallio.

  Par la Helsinginkatu vers l'ouest ; le long des chemins, des panneaux de signalisation et des barrières de chantier qui, tout en étant normalisés, semblent montrer des nuances, avec de l'élan dans les mouvements stylisés des silhouettes ; également des indications sur les hivers neigeux : brosses pour chaussures et antennes de repérage sur les boitiers de distribution ; sur une façade, l'inscription : KULUTTAJARIITALAUTAKUNTA : et on dit que les mots allemands sont longs ... (ici : bureau de conciliation pour les litiges de consommation).

  Atterris sous un massif rocheux, paysage d'un parc ; suis un chemin; dans le ciel, depuis la droite, vacillent ici et là des cris et des rires, parfois des jurons : le parc d'attractions de Linnanmäki ; en l'espace de cinq ans, statistiquement parlant, l'ensemble de la population finlandaise se promène dans le parc, et se fait catapulter dans les airs ; depuis un plateau rocheux descendant vers les voies, les montagnes russes et la grande roue derrière apparaissent comme des tours d'extraction d'une matière première inconnue.

  Poursuis par Alppipuisto, un parc aux allures de ville thermale ; passage sous les voies ferrées, vers l'ancien site olympique ; longeant la piscine, le terrain de sport et le stade central ; à quelle époque remonte-t-il tout cela ? Construction dans les années 30, pour les Jeux de 1952, la guerre a tout retardé ; récemment rénové et transformé, le stade ; sur l'ensemble du terrain, des passionnés de sport en tenue d'entraînement virevoltent, l'endroit est vivant, sans doute utilisé de manière intensive, preuve que de tels bâtiments colossaux peuvent s'inscrire durablement dans les habitudes d'utilisation d'une population urbaine, une fois la fièvre olympique retombée.

  Retour par le côté ouest de Töölönlahti.


ACHT/HUIT

An den Montagen sind die Texte auf den Webseiten des Goethe-Institutes und des Institut français zu finden, sie sind eigens dafür entstanden.

Blog-Beitrag 1 >>> zur deutschen Fassung hier (siehe FINNLAND-TAGEBUCH, >>Teil 1).

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Les lundis, les textes sont disponibles sur les sites web du Goethe-Institut et de l'Institut français, ils ont été créés spécialement pour l'occasion.

Article 1 du blog >>> lire la version française ici.

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Maanantaisin tekstit ovat saatavilla Goethe-instituutin ja Institut français -instituutin verkkosivuilla, ja ne on laadittu erityisesti tätä tilaisuutta varten.

Blogin artikkeli 1 >>> lue suomenkielinen versio tästä.


NEUN/NEUF

Goethe leiht mir sein Rad – nun, fast. Mit dem Stadtschreiber-Fahrrad des Goethe-Instituts im Zug bis zum Vorstadtbahnhof, der den Namen meines Sehnsuchtsortes trägt: Ainola, weniger als eine halbe Stunde nördlich von Helsinki. Das einst ruhig gelegene Anwesen: nun an einer Ausfallstraße. Sibelius im Pendler-Takt.

  Das Haus Ainola, wenige Jahre nach 1900 vom Architekten Lars Sonck nach Wünschen des Ehepaars Sibelius entworfen und errichtet. Die Familie zieht alsbald ein, einen halben Kilometer von den Seeufern des Tuusulanjärvi entfernt. Ein Haus als Traum und Versprechen.

 

Künstlerhäuser sind immer ein Ort der Ehrfurcht und des größten Verständnisses. Sie sind Arbeits- und Lebensstätten, sind Behausungen jener Energie, die etwas erschafft, wo zuvor nichts ist, etwas, das erst durch einen Willensakt und beharrliches Arbeiten entsteht.

 

Es heißt, Sibelius habe den Flügel im großen Zimmer des unteren Geschosses kaum gespielt, die Kompositionen seien im Kopf entstanden, um dann auf Papier zu landen. Eines der ersten in Ainola entstandenen Werke: die Überarbeitung seines Violinkonzerts in d-moll op.47. Höre es derzeit regelmäßig, in variierenden Interpretationen. Die Uraufführung dieser zweiten Fassung fand 1905 in Berlin statt, unter Richard Strauss.

  Das Haus in Holzständerbauweise antwortete den Bedürfnissen des Komponisten und seiner Familie. So wie Aino, Sibelius' Witte, nach der das Anwesen benannt ist, das Haus bis zuletzt bewohnt hat, lässt es sich heute besichtigen. Aino, gebildete und patente Schwester der Järnefelt-Brüder: Arvid, der Schriftsteller; Eero, der Maler; Armas, der Dirigent.

 

So viel zu sehen! Mehr noch: so viel zu lauschen, innehalten, staunen und das Hüpfen spüren, irgendwo drin, das sich freut und atmet mit Vertrauen. ... Klappern und Kinderstimmen ... dann die Stille und das Kratzen der Feder auf dem Notenpapier, Schritte auf Holzbohlen ... eine Tür, die ins Schloss fällt, Fluchen. Dann wieder Ruhe ... Scheppern und Klopfen in der Küche, das Klacken der Messer auf den Holzbrettern, in den Töpfen brodelndes Wasser voller Einmachgläser ... Und nebenan, in Sibelius' Geist, Klänge, die abstrahierte Form annehmen, trocken und annähernd stumm in Tinte geflossen, aber lebhaft und wild, ungebändigt noch, im Ohr des Meisters.

 

Das über vier Hektar große Grundstück, davon gut zwei Drittel Wald, ruft nach meinen Schritten, lockt mich zum Saunahäuschen, zum Rosengarten und weiter abseits zum Grab des Paares. 

  Drinnen an den Wänden Gemälde Eeros bestaunt. Entdecke, als ich nochmals ins Haus gehe, da ich mich selbst nach zwei Stunden noch nicht losreißen kann, zudem einige Werke von Alexsis Gallen-Kallela. Seine Bilder im Pariser Musée Jacquemert-André kürzlich erst gesehen.

  In dieser Museum gewordenen Heimstatt, die Sibelius über ein halbes Jahrhundert lang Halt und Kontinuität gab: nichts von Nachwelt-Verkitschung zu spüren, alles verkörperlichte Vergeistigung und sinnliche Lust an der Lebendigkeit. Ein offenes Haus heute, ein offenes Haus damals. Das Werk, entstanden in den Tiefen der Zeit, umwindet von Gewalten, genährt von der eigenen Natur Sibelius', den Menschen zum Geschenk. Ein Auftrag: schweige und lausche.

  Es gilt sein Wort: »Die Musik beginnt dort, wo die Möglichkeiten der Sprache enden.«

 

Goethe me prête son vélo - enfin, presque. Dans le train, avec le vélo attitré du Goethe-Institut ; descends à la gare de banlieue qui porte le nom du  lieu de mes aspirations : Ainola, à moins d'une demi-heure au nord d'Helsinki. La propriété, autrefois tranquille, se trouve désormais bordée d'une route, d'un contournement. Sibelius à la cadence des navetteurs.

  La maison Ainola, conçue et construite quelques années après 1900 par l'architecte Lars Sonck selon les souhaits du couple Sibelius. La famille s'y installe aussitôt, à un demi-kilomètre des rives du lac Tuusulanjärvi. Une maison comme un rêve et une promesse.

 

Les maisons d'artistes sont toujours un lieu de révérence et de la plus grande compréhension. Elles sont des lieux de travail et de vie, refuges et écrins de cette énergie qui crée quelque chose là où il n'y avait rien auparavant, quelque chose qui n'apparaît que par un acte de volonté et par un travail persévérant.

 

On dit que Sibelius jouait à peine sur le piano à queue dans la grande pièce de l'étage inférieur, que ses compositions naissaient dans sa tête avant d'être couchées sur le papier. Une des premières œuvres créées à Ainola : la version retravaillée de son concerto pour violon en ré mineur op.47. Je l'écoute actuellement régulièrement, dans des interprétations variées. La première de cette deuxième version a eu lieu en 1905 à Berlin, sous la direction de Richard Strauss.

  La maison à ossature de bois répondait aux besoins du compositeur et de sa famille. Tel que Aino, la veuve de Sibelius, dont la propriété porte le nom, a habité la maison jusqu'à sa fin, elle se laisse aujourd'hui visiter. Aino, sœur cultivée et douée des frères Järnefelt : Arvid, l'écrivain ; Eero, le peintre ; Armas, le chef d'orchestre.

 

Tant de choses à voir ! Plus encore : tant de choses à écouter, un lieu où se taire, s'étonner et sentir le sautillement, quelque part à l'intérieur, qui se réjouit et respire avec confiance... Des cliquetis et des voix d'enfants ... puis le silence et le grattement de la plume sur le papier à musique, des pas sur les planches de bois ... une porte qui claque, des jurons. Puis à nouveau : le silence ... Du remue-ménage, de l'affairement dans la cuisine, le grattement des couteaux sur les planches en bois, de l'eau bouillonnante dans les casseroles, pleine de bocaux et de pots à confiture... Et à côté, dans l'esprit de Sibelius, des sons qui prennent une forme abstraite, quelque chose de sec et de presque muet, une forme coulée dans l'encre, mais vive et sauvage, indomptée encore à l'oreille du maestro.

 

Le terrain de plus de quatre hectares, dont deux bons tiers de forêt, appelle mes pas, m'attire vers la cabane du sauna, la roseraie et, plus loin, vers la tombe du couple. 

  A l'intérieur, j'admire les tableaux d'Eero sur les murs. En retournant dans la maison – car même après deux heures je n'arrive pas à me dégager de cet environnement heureux – je découvre quelques œuvres d'Alexsis Gallen-Kallela. Vu récemment ses tableaux au Musée Jacquemart-André à Paris.

  Dans cette maison devenue musée, qui a procuré à Sibelius un soutien et une continuité pendant plus d'un demi-siècle : pas la moindre trace d'une

« kitschification » par la postérité, tout est spiritualisation incarnée et plaisir sensuel d'être en vie. Une maison ouverte aujourd'hui, une maison ouverte jadis. L'œuvre, née dans les profondeurs du temps, exposée au souffle de forces majeures, nourrie de la propre nature de Sibelius, offerte aux hommes. Puis une mission : tais-toi et écoute.

  Sa parole vaut : « La musique commence là où les possibilités du langage s'arrêtent. »


ZEHN/DIX

Den ganzen Tag Arbeit am Schreibtisch. Am frühen Abend: hinaus zum Sibelius-Denkmal, gleich um die Ecke. Beobachte einige Besucher, wie sie sich nähern, die Skulptur umwandern, sich darunter stellen und oft davor fotografieren. Ein junger Mann, höchstens Anfang zwanzig, legt in einer innigen Geste seine Hand auf Sibelius' gebildhauerten Kopf. Danach bittet er eine Dame, ihn vor dem zentralen Teil des Denkmals zu knipsen. Mir fällt auf, wie höflich er ist, er fragt sie zuerst, ob sie denn Englisch spreche, doesn't take it for granted, und bietet ihr danach an, sie und ihre Begleiter auch zu fotografieren. Er bleibt eine Weile in der Nähe stehen. Ich gehe auf ihn zu:

-Du bist bestimmt Musiker, richtig?

  Er schaut verdutzt, woher ich das denn wisse, sagt sein Blick.

-Ja, Klassik und Rock!

-Was siehst du denn in den Formen dieses Denkmals?

-Eher abstrakt, oder nicht. Vielleicht Orgelpfeifen …

-Das dachte ich auch, als ich Fotos davon sah. Aber hat er denn überhaupt für die Orgel geschrieben?

-Kaum, meine ich ...

-Vielleicht eher ein Wald, was meinst du?, dicht gedrängt, Stamm an Stamm, ein schwebender Wald, ohne Wurzeln, ohne Kronen, stilisierte Rinden ...

 

Er erzählt mir, er habe auf einem Zwischenstopp von Prag nach London am Flughafen hier in Helsinki kehrt gemacht, er konnte nicht einfach weiter, dann habe er seine Freunde verabschiedet und entschieden, sich die Stadt anzusehen, ein Stück Finnland zu ergründen. Ich beglückwünsche ihn zu so viel Entscheidungsfreudigkeit. Er empfiehlt mir einen Besuch auf Suomenlinna, ich ihm, sich Ainola anzusehen.

  Wir unterhalten uns gut zwanzig Minuten, tauschen dann unsere Website-Adressen aus. Freudige Begegnung, herzliches Verabschieden.

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Travaillé à mon bureau toute la journée. En début de soirée, je me rends au monument Sibelius, presque juste au coin de la rue. J'observe quelques visiteurs s'approcher, faire le tour de la sculpture, se placer en dessous et souvent prendre des photos devant. Un jeune homme, la vingtaine tout au plus, pose sa main sur la tête sculptée de Sibelius avec un geste affectueux. Il demande ensuite à une dame de le prendre en photo devant la partie centrale du monument. Je remarque à quel point il est poli, il lui demande d'abord si elle parle anglais, doesn't take it for granted, et lui propose ensuite de la photographier elle aussi, elle et ses compagnons. Il reste un moment à proximité. Je m'approche de lui :

-Tu dois être musicien, non ?

  Il a l'air perplexe, comment je le sais, dit son regard.

-Oui, du classique et du rock !

-Qu'est-ce que tu vois dans les formes de ce monument ?

-Plutôt abstraites, n'est-ce pas ? Peut-être des tuyaux d'orgue ...

-C'est ce que j'ai pensé aussi quand j'en ai vu des photos. Mais a-t-il vraiment écrit pour l'orgue ?

-A peine, je crois ...

-Peut-être plutôt une forêt, qu'en dis-tu ?, serrée, tronc contre tronc, une forêt flottante, sans racines, sans canopée, des écorces stylisées ...

 

Il me raconte ceci : lors d'une escale de son vol depuis Prague jusqu'à Londres, où il vit, il a fait demi-tour à l'aéroport ici à Helsinki, il ne pouvait pas continuer juste comme ça. Il a pris congé de ses amis et a décidé d'aller voir la ville, de s'imprégner d'un bout de Finlande. Je le félicite d'avoir pris une telle décision. Il me recommande de visiter Suomenlinna, je lui conseille d'aller voir Ainola.

  Nous discutons pendant une bonne vingtaine de minutes, puis nous échangeons nos adresses de sites web. Rencontre joyeuse, adieux chaleureux.


ELF/ONZE – ZWÖLF/DOUZE

Tampere. Zwei Tage. Drei Schreibwerkstätten. Eine Lesung. Der Weg zum Bahnhof in Helsinki wirkt bereits vertraut. Sich wohl und heimisch fühlen in einer Stadt: auch immer ein Gleichgewicht von Kontrolle und Überraschungspotenzial.

  Lese im Zug (in französischer Übersetzung) in Pastorale von Aki Ollikainen. Wie delikat er schreibt vom Tod und vom Altern, von der Krankheit, dem Abtreten:

»Sirkka avait, d'une dernière grande enjambée, rejoint une enfance sans retour, après s'en être approchée à petits pas prudents.«

 

Die Werkstätten, nach kurzem, anfänglichem Stocken, gestalten sich konstruktiv. Eine Freude zu sehen, wie manche der noch recht jungen Schüler sich auf das Sprachspiel einlassen, wie sie plötzlich losschreiben, einen Gedanken gefasst zu haben scheinen, erfindungsreiche Geschichten entwickeln. Bei einem sehe ich lange nichts auf dem Blatt Papier stehen. Zwei drei Fragen, zwei drei Antworten, ein, zwei Gegenfragen und plötzlich leuchtet sein Gesicht auf, während ich weiterspreche und mich dann aber schnell abwende: »Gut, ich sehe schon, du hast deinen Faden gefunden.«

 

Besichtigung des eindrücklichen Amuri Museums von Arbeiterunterkünften.

Wohn- und Lebenskultur der Arbeiter in Tampere, das auch das Manchester des Nordens genannt wurde (ausführlicher Bericht folgt).

Keine Zeit für mehr. Beeindruckend und bisher nirgends in dieser Form gesehen: Bauliche Zeitzeugen von Industrieproduktion im Stadtkern selbst, wahrhaftige Kathedralen der einstigen Betriebsamkeit.

 

Am zweiten Abend, auf Einladung des Deutschen Kulturzentrums Tampere, Lesung in der Villa Tahmela. Herzlicher Empfang. Interessierte und zugewandte Zuhörer. Das Haus am Ufer des Pyhäjärvi, ein Traum aus tausendundeiner langen Mittsommernacht.

Tampere. Deux jours. Trois ateliers d'écriture. Une lecture publique. Le chemin vers la gare à Helsinki semble déjà familier. Se sentir à l'aise et chez soi dans une ville : c'est aussi toujours un équilibre entre contrôle et potentiel de surprise.

 

Je lis dans le train (en traduction française) dans Pastorale, d'Aki Ollikainen. Comme il écrit avec délicatesse sur la mort et le vieillissement, sur la maladie, sur le départ :

« Sirkka avait, d'une dernière grande enjambée, rejoint une enfance sans retour, après s'en être approchée à petits pas prudents. »

 

Les ateliers, après un court moment de flottement initial, se déroulent de manière constructive. C'est un plaisir de voir certains élèves, encore assez jeunes, se prêter au jeu de la langue, se mettre soudainement à écrire, quand ils semblent être saisis d'une idée, quand ils développent des histoires inventives. Chez l'un d'entre eux, je ne vois pas la feuille se noircir pendant longtemps. Deux, trois questions, deux, trois réponses, puis je fais suivre encore une ou deux questions à ses réponses, et tout d'un coup son visage s'illumine tandis que je continue à parler. Je me détourne alors rapidement et le laisse faire : « Bien, je vois que tu as trouvé ton fil conducteur. »

 

Visite de l'impressionnant musée Amuri des logements ouvriers.

L'habitat et la culture de vie des ouvriers à Tampere, qui était aussi appelée le Manchester du Nord (un rapport détaillé suivra).

Pas le temps pour voir davantage. Impressionnant et jamais encore vu ailleurs sous cette forme jusqu'à présent : les témoins architecturaux de la production industrielle au cœur même de la ville, véritables cathédrales de l'ancienne activité.

 

Le deuxième soir, à l'invitation du Centre culturel allemand de Tampere, lecture publique à la Villa Tahmela. Un accueil chaleureux. Des auditeurs intéressés et attentifs.

  La maison au bord du Pyhäjärvi, un rêve de mille et une nuits qui ne se couchent jamais.


DREIZEHN/TREIZE

Kennenlern-Mittagessen. Runokuu Literaturfestival.

https://runokuu.fi/en/ohjelma/

Die Autoren und Referenten des nächsten Tages um einen geselligen Tisch versammelt. Mit Satu Taskinen spreche ich über die letzten Anpassungen für unsere gemeinsame Lesung und Diskussion.

  Abends mit dem Fahrrad entlang der Westküste von Töölö bis zur Brücke der Insel Seurasaari. Auf meinem Programm für die nächsten Tage:

das Freilichtmuseum dort mit knapp 90 traditionellen Häusern und Bauten aus ganz Finnland, die auf der Insel wiederaufgebaut wurden.

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Déjeuner de rencontre. Festival de littérature Runokuu.

https://runokuu.fi/en/ohjelma/

Les auteurs et intervenants du lendemain autour d'une table conviviale. Avec Satu Taskinen, nous parlons des derniers ajustements pour notre débat-lecture.

  Le soir, à vélo le long de la côte ouest de Töölö jusqu'au pont de l'île Seurasaari. Sur mon programme des prochains jours : le musée à ciel ouvert qui y réunit presque 90 maisons et bâtisses traditionnelles de toute la Finlande, reconstruites sur l'île.


VIERZEHN/QUATORZE

Kallio. Gelände des alten Gaskessels. Urbaner Transformationsprozess in vivo. Umnutzung zu kulturellen Zwecken. An jeder Ecke des weit und breit sich streckenden Areals wird an etwas herumgeschraubt, -geschrubbt, -gekehrt. Saubermachen vom Vortag. Draußen Aufbau neuer Zelte, Tische. Die Hallen, offen für Konzerte, Lesungen, Tagungen. Am hinteren Horizont Türme und neue Einkaufszentren, dockartige Wohnviertel, Habitat aus der Retorte, eher gelungen, wenngleich auch hier das gilt, was ich später auf der Bühne zu meiner Wahrnehmung Helsinkis sagen werde: im Vergleich zu anderen Städten, zu Städten mit royalem Erbe, mit einem Repräsentationsbedürfnis und dem ganzen Apparat des Zurschaustellens, der Selbstinszenierung der Macht herrscht hier die Suche nach komfortablen Formen für alle vor, kein Auftrumpfen und kein Paradegehabe. Eher ethische Schönheit denn ästhetische Schönheit.

 

Am frühen Nachmittag setze ich mich selbst ins Publikum der Halle Tiivistämö. Mit Sara Ventroni aus Italien und Juha Silvo aus Finnland, die beide T.S. Eliots The Waste Land in ihre respektive Sprache übersetzt haben, diskutiert Kristiina Taivalkoski-Shilov, Professorin für plurilinguale Übersetzungskommunikation an der Universität Turku. Aufschlussreich sind einige konkrete Beispiele der Wortwahl und ihrer Implikationen für die Auslegung des Textes. Meine Erinnerung an die Lektüre wird aufgefrischt. Möchte mich wieder dem Original widmen, nach der Zeit in Helsinki. Am Ende des Gesprächs verursacht mir die Gelehrtheit des Austausch Stress für den eigenen, bevorstehenden Auftritt. Mein Sprechen und Lesen mit Satu Taskinen wird und soll eine ganz andere Couleur haben, mit Referenzen von innen nach außen, nicht umgekehrt.

  Als wir am späteren Nachmittag dann nebeneinander auf der Bühne sitzen, rauscht uns die Zeit davon. Wir setzen die Begegnung fort, die Wochen zuvor begonnen hat über Emails, Videoschalten und ein Treffen hier in Helsinki zu Anfang der Woche. Das Publikum nimmt teil daran. Die freudigen Rückmeldungen danach lassen uns hoffen, dass wir doch einiges vermitteln konnten zu unseren Romanen Lapset (Kinder, in deutscher Übersetzung beim Residenz-Verlag, hier erhältlich ) und Weissbuch, zu unserer Lesart des eigenen Werkes und des Werkes des anderen. Wenn die Stunde für die Zuhörenden genauso kurzweilig war wie für uns, können wir zufrieden in den Abend ziehen.

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Kallio. Friche de l'ancienne usine à gaz. Processus de transformation urbaine in vivo. Réappropriation à des fins culturelles. A chaque coin du site qui s'étend à perte de vue, on bricole, on frotte, on balaie. Nettoyage des traces de la veille. Dehors, montage de nouvelles tentes, de tables. Les halles, ouvertes pour des concerts, des lectures, des conférences. Au fond de l'horizon, des tours et de nouveaux centres commerciaux, des quartiers d'habitation style docks, c'est de l'habitat sorti de l'éprouvette, plutôt réussi, même si ce que je dirai plus tard sur scène à propos de ma perception d'Helsinki s'applique aussi ici : par rapport à d'autres villes, des villes à l'héritage royal, avec un besoin de représentation et tout l'apparat de l'étalage, de l'auto-mise en scène du pouvoir, c'est la recherche de formes confortables pour tous qui prévaut ici, pas d'ostentation ni de parade. Plutôt une beauté éthique qu'une beauté esthétique.

 

En début d'après-midi, je m'assieds moi-même parmi le public de la salle Tiivistämö. Kristiina Taivalkoski-Shilov, professeure de communication plurilingue en traduction à l'université de Turku, discute avec Sara Ventroni d'Italie et Juha Silvo de Finlande, qui ont tous deux traduit, en leur langue respective, The Waste Land de T.S. Eliot. Quelques exemples concrets du choix des mots et de leurs implications pour l'interprétation du texte sont révélateurs. Mes souvenirs de lecture se voient rafraîchis. Envie de me consacrer à nouveau à l'original, après le temps passé à Helsinki. A la fin de l'entretien, l'érudition de l'échange me cause du stress pour ma propre prestation à venir. Mon échange et ma lecture publique avec Satu Taskinen auront et devront avoir une toute autre couleur, avec des références de l'intérieur vers l'extérieur, et non l'inverse.

  En fin d'après-midi, alors que nous sommes assis côte à côte sur la scène, le temps nous échappe. Nous poursuivons la rencontre entamée des semaines plus tôt par le biais d'e-mails, de vidéos et d'une réunion ici à Helsinki en début de semaine. Le public y participe. Les réactions joyeuses nous laissent espérer que nous avons pu transmettre quelques perspectives sur nos romans Lapset et Weissbuch, sur notre lecture de notre propre œuvre et de l'œuvre de l'autre. Si l'heure a été aussi divertissante pour les auditeurs que pour nous, nous pouvons être bien contents, et nous en aller pour vivre une soirée festive.

 


FÜNFZEHN/QUINZE

An den Montagen sind die Texte auf den Webseiten des Goethe-Institutes und des Institut français zu finden, sie sind eigens dafür entstanden.

Blog-Beitrag 2>>> zur deutschen Fassung hier (siehe FINNLAND-TAGEBUCH, >>Teil 2).

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Les lundis, les textes sont disponibles sur les sites web du Goethe-Institut et de l'Institut français, ils ont été créés spécialement pour l'occasion.

Article 2 du blog >>> lire la version française ici.

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Maanantaisin tekstit ovat saatavilla Goethe-instituutin ja Institut français -instituutin verkkosivuilla, ja ne on laadittu erityisesti tätä tilaisuutta varten.

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SECHZEHN/SEIZE

Am Vormittag: zur Temppeliaukio-Kirche. Felskirche auf dem – oder in dem – alten Tempelberg.

  Zu viele Fotos zuvor gesehen, vielleicht.

  Zunächst überquere ich die Kirche außen, umrunde sie. Immer wieder in Helsinki ragt Felsgestein aus Plätzen und Parkflächen hervor, umbaut meist wie hier. Als habe ein buckliges Wesen den Rücken unter Tage gekrümmt und sich an die Oberfläche hochgedrückt.

  Das Eintreten in den Kirchenraum von unten ist spektakulär. Das Kupferkorbgeflecht der Decke legt sich schützend über den umbauten Raum. Licht strömt von oben aus den Fensterflächen zwischen den Betonstreben, die das leichte Kuppelrund andeuten. Wasser kann an den Gesteinsflächen nach innen abfließen und wird von einer Rinne aufgefangen. Orgel und Empore in Kupfer setzen Kontraste zu Stein und Licht. Das Taufbecken: eine Kupferschale, gehalten von zwei frei stehenden Steinblöcken. Sehr subtil die Vorrichtung für Kerzen gegen die natürliche Zeichnung des Steins.

  Ich sitze eine Weile, schaue und versuche, die lautstarke musikalische Begleitung aus der Konserve auszublenden. Fahrstuhlmusik de luxe, Klavierimprovisationen im Loop, denen es an motivischer Entwicklung fehlt. Füllselmusik – auch hier – gegen die  Angst vor der Stille? Während einer kurzen Pause liegt die Kirche ruhig da, die Vibration von Raum und Licht wird umso stärker.

  Nach einem zweiten Architekturwettbewerb von den Brüdern Suomaleinen Anfang der 1960er Jahre entworfen und 1969 fertiggestellt, gilt die Felskirche zurecht als eines der Wahrzeichen Helsinkis. Fotos sind in bald allen Büchern zur Stadt zu finden, und die Beschreibungen in Worten, die das Tatsächliche im Bild wohl oftmals überblenden, unterstreichen das Gefühl, als schwebe das Kuppeldach über dem Felsen. Daher scheint mir, als habe ich zu viel vorab gesehen, gehört, gelesen. Ich kann mich kaum einlassen auf das, was ich selbst erfahre, was ich wahrnehme, und versuche eher, das alles vor und über mir abzugleichen mit dem Vorwissen. Ein Lehrstück darin, wie gut es sein kann, unbedarft auf die Realität zu treffen. Denn ich finde gar nichts Schwebendes am Dach. Das mag darin begründet liegen, dass die Betonstreben auf dem oberen Teil der Felswand nicht auf dem rohen Granit liegen, sondern auf aufgestockten, kleineren Steinen rundum. Damit ließ sich die Verankerung der Kuppelkonstruktion passgenau gestalten. Stärker und konzeptuell stringenter wäre gewiss gewesen, die Streben an die Unregelmäßigkeit der Felsformationen anzupassen und als einzige von Menschenhand hinzugefügte Bauteile die gesamte Dachhaut tatsächlich wie auf den Felsen gelegt - wie schwebend – zu realisieren. Technisch gewiss aufwendiger, wenn nicht gar unmöglich.

  Beim nächsten Besuch, vielleicht zu einem Konzert, bin ich dann hoffentlich empfänglich für das, was ist, wie es ist …

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Dans la matinée : visite de l'église de Temppeliaukio. Église rupestre sur - ou dans - l'ancien mont du Temple.

  Vu trop de photos auparavant, peut-être.

  Je traverse d'abord l'extérieur de l'église, puis j'en fais le tour. À Helsinki, des rochers surgissent régulièrement des places et des parcs publiques, généralement entourés comme ici d'immeubles d'habitations. C'est comme si un être bossu avait courbé le dos sous terre et s'était hissé à la surface.

  L'entrée dans l'église par le bas est spectaculaire. Le cuivre du plafond, dessiné en entrelacs, se pose en protecteur sur l'espace construit. La lumière pénètre d'en haut par les surfaces vitrées entre les entretoises en béton qui suggèrent le léger arrondi de la coupole. L'eau peut s'écouler vers l'intérieur le long des surfaces rocheuses et est recueillie par une gouttière. L'orgue et la tribune en cuivre créent des contrastes avec la pierre et la lumière. Les fonts baptismaux : une cuvette en cuivre maintenue par deux blocs de pierre indépendants. Très subtil, le dispositif pour les bougies contre le dessin naturel de la pierre.

  Je reste assis un moment, je regarde et j'essaie de faire abstraction du bruyant accompagnement musical « en conserve ». De la musique d'ascenseur de luxe, des improvisations au piano en boucle qui manquent de développement motivique. Musique de remplissage - ici aussi - contre la peur du silence ? Pendant une courte pause, l'air de l'église reste immobile, la vibration de l'espace et de la lumière n'en est que plus forte.

  Conçue par les frères Suomaleinen au début des années 1960 à l'issue d'un deuxième concours d'architecture et achevée en 1969, l'église rupestre est considérée à juste titre comme l'un des symboles d'Helsinki. On trouve des photos dans presque tous les livres sur la ville, et les descriptions en mots, qui masquent sans doute souvent la réalité de l'image, soulignent le sentiment que le toit en coupole flotterait au-dessus du rocher. Il me semble donc que j'ai trop vu, entendu et lu à l'avance. J'ai du mal à me laisser aller à ce que j'expérimente moi-même, à ce que je perçois, et j'essaie plutôt de faire correspondre tout ce qui est devant et au-dessus de moi avec ce que je sais déjà. C'est un cas d'école qui montre à quel point il peut être bon de rencontrer la réalité avec candeur, sans préjugé. Car je ne lui trouve rien de flottant à ce toit. Cela s'explique peut-être par le fait que les étais en béton sur la partie supérieure de la paroi rocheuse ne reposent pas sur le granit brut, mais sur des pierres plus petites empilées tout autour. L'ancrage de la construction de la coupole a ainsi pu être conçu avec précision. Il aurait certainement été plus fort et plus rigoureux d'un point de vue conceptuel d'adapter les entretoises à l'irrégularité des formations rocheuses et de réaliser l'ensemble de la couverture du toit comme si elle était vraiment posée sur le rocher - comme si elle flottait - en tant que seul élément de construction ajouté par l'homme. Techniquement, cela aurait certainement été plus compliqué, voire impossible.

  Lors de ma prochaine visite, peut-être pour un concert, j'espère être sensible à ce qui est, tel qu'il est ...

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Nationalmuseum, Teil 1:

  Schaue mir nach der Sonderausstellung (Philosophy of Wealth – Portraits of Finnish Wealth by Jaakko Heikkilä) die Teile der Dauerausstellung in chronologischer Reihenfolge an: ein Fehler. Als ich endlich zu jenen Bereichen vorstoße, die mich besonders interessieren (finnische Unabhängigkeit bis heute), fehlt mir die Kraft zur Konzentration, fehlt mir die Zeit. Wenn man weiß, was man sehen will, tut man gut daran, sich diesem sofort und voller Elan zu widmen. Noch eine aufgefrischte Lektion an diesem Tag!

  Die zentrale Kuppel: vier Fresken von Aleksi Gallen-Kallela, eine Auftragsarbeit zum Nationalepos Kalevala, aus dem Jahr 1928. Der Museumsbau selbst, als Nationalmuseum, entstand bereits im Jahrzehnt vor dem Ersten Weltkrieg, zu einer Zeit also, als Finnland noch kein unabhängiger Nationalstaat war. Konkreter und symbolischer Verweis auf die Zeit der Lossagung von Russland (1917) und des Bürgerkriegs in der Folge (1918): das Einschussloch im Glas der Eingangstür, an dem jeder Besucher zweimal vorbei muss.

  Teil 2 des Besuches folgt.

 

 

Musée national, première partie :

  Après l'exposition temporaire (Philosophy of Wealth - Portraits of Finnish Wealth by Jaakko Heikkilä), je regarde les parties de l'exposition permanente dans l'ordre chronologique : une erreur. Lorsque j'arrive enfin aux sections qui m'intéressent particulièrement (de l'indépendance finlandaise jusqu'à nos jours), je n'ai pas la force de me concentrer, je n'ai plus le temps. Quand on sait ce que l'on veut voir, on fait bien de s'y consacrer immédiatement et avec enthousiasme. Encore une leçon rafraîchie de ce jour !

  La coupole centrale : quatre fresques d'Aleksi Gallen-Kallela, une commande pour l'épopée nationale de Kalevala, datant de 1928. Le bâtiment du musée lui-même, conçu comme musée national, a été construit dès la décennie précédant la Première Guerre mondiale, à une époque où la Finlande n'était pas encore un État national indépendant.

Référence concrète et symbolique à l'époque de la scission d'avec la Russie (1917) et de la guerre civile qui s'en est suivie (1918) : le trou de balles dans le verre de la porte d'entrée que chaque visiteur doit franchir par deux fois.

  La deuxième partie de la visite va suivre sous peu.


SIEBZEHN/DIX-SEPT

Wetterumschwung. Plötzlich wird die Straße, wird das Draußen zum Ort pfeifenden Windes, schließt der Horizont sich viel weiter vorne. Steige dennoch aufs Rad. Zur Akademischen Buchhandlung, Esplanadi, im Aalto-Bau. Entlang am Marktplatz, einmal um die Halbinsel Katajanokka. Die geparkten Eisbrecher gedulden sich noch bis zum nächsten Einsatz. Stählerne Häuserfronten auf schwimmendem Unterbau. Der große östliche und südliche Teil des Viertels erinnert an englische housing estates.

  Weiter entlang der Küste gen Kaivopuisto, Blick zu den Inseln. Einsamer Bär aus Stein, der einen steinernen Fisch fängt. Brunnenskulptur ohne Wasser.

Vorbei an der Mikael-Agrikola-Kirche, geschlossen, wie meist bei den Protestanten. Backsteinstrenge und elegantes Kupfergrün. Höre später, die Turmspitze könne eingefahren werden, was wohl in Kriegszeiten geschah. Der Bau der 1930er Jahre: von Lars Sonck, dem Architekten, der auch Sibelius' Ainola entworfen hat!

  Agrikola, dessen Statue im Dom neben jenen Luthers und Melanchtons steht, ist ein anderer Agrikola als der uns als Georgius bekanntere Begründer der modernen Geologie. Der finnische Agrikola, der an der Universität Wittenberg studierte und dort mit den beiden deutschen Reformatoren verkehrte, leistete später mit der Übertragung des Neuen Testaments ins Finnische eine analoge Arbeit wie Luther für die deutsche Sprache. Die Agrikola-Übersetzung gilt als Gründungstext der modernen Schriftform des Finnischen und der Literatursprache.

 

Mittagstisch in der Hietalahden Kauppahalli. Während ich Suppe löffle, taucht unvermittelt eine Silhouette neben mir auf, halb vermummt gegen den herben Wind draußen. Ein junger Mann, groß, dürr, Schüler nicht mehr, kaum Student. Er bückt sich, stellt eine Kiste auf den Boden. Ein Lieferant. Er öffnet eine Klappe, stellt das verpackte Essen hinein, richtet sich wieder auf. Er setzt die Kiste sich auf den Rücken, ein Würfel, der unförmiger nicht sein könnte. Mit der Rechten greift er nach einem Rad. Eines jener Räder, die zwischen die Waden geklemmt einen davon rauschen lassen, einem Äquilibristen gleich. In einer Sequenz aus schnellen Bildern sehe ich ihn die Adressen abfahren, den Stadtplan befragen, die roten Ampeln vermeiden, hinauf auf den Gehsteig, hinunter zur anderen Seite, sehe ihn irgendwann seinen Lohn einstreichen durchs Wischen auf der Konto-App, sehe ihn balancieren auf dem Einrad, das Gleichgewicht haltend. Immer dieses Gleichgewicht. In dieser Sekunde meines Blickens rafft sich unsere Menschenmisere zusammen wie ein Rollo, das den Blick freigibt auf eine dürre Ebene der Mühen. Trocken tränt das Mitgefühl in mir ihm zu, kalt ergreift mich der Schmerz. Leiden für, nein: um des anderen willen, wund am Bewusstsein, wie er sich hergeben muss fürs Überleben, womit er seine Sinne und sein Lernen sich befassen lassen muss, einzig um den Körper, der jetzt fremdgesteuert seine Kraft verkauft, um den Geist, der seine Zeit hergibt, zu ernähren. Trauer für den Artgenossen, der auch einen selbst spiegelt.

 

Changement de temps. Soudain, la route, l'extérieur devient le lieu d'un vent sifflant, l'horizon se ferme bien plus tôt. J'enfourche quand même mon vélo. En route pour la Librairie Académique, sur Esplanadi, dans le bâtiment d'Aalto. Le long de la place du marché, autour de la péninsule de Katajanokka. Les brise-glaces garés patientent encore jusqu'à leur prochaine intervention. Des façades en acier sur des fondations flottantes. Les grandes parties est et sud du quartier rappellent les housing estates anglais.

  Poursuite le long de la côte en direction de Kaivopuisto, vue sur les îles. Ours solitaire en pierre qui attrape un poisson en pierre. Sculpture de fontaine sans eau.

  Passage devant l'église Mikael Agrikola, fermée, comme la plupart du temps chez les protestants. Austérité de briques et un élégant vert cuivré. Entends plus tard que la flèche peut être rétractée, ce qui a dû se produire en temps de guerre. La construction des années 1930 : par Lars Sonck, l'architecte qui a également conçu l'Ainola de Sibelius !

  Agrikola, dont la statue se trouve dans la cathédrale à côté de celles de Luther et de Melanchton, est un autre Agrikola que celui que nous connaissons sous le nom de Georgius, le fondateur de la géologie moderne. L'Agrikola finlandais, qui a étudié à l'université de Wittenberg et y a fréquenté les deux réformateurs allemands, a réalisé plus tard, avec la transcription du Nouveau Testament en finnois, un travail analogue à celui de Luther pour la langue allemande. La traduction d'Agrikola est considérée comme le texte fondateur de la forme écrite moderne du finnois et de la langue littéraire.

 

Déjeuner à la Hietalahden Kauppahalli. Alors que je mange ma soupe, une silhouette apparaît à l'improviste à côté de moi, à moitié encapuchonnée contre le vent âpre dehors. Un jeune homme, grand, maigre, plus vraiment lycéen, à peine étudiant. Il se penche, pose une caisse sur le sol. Un livreur. Il ouvre une trappe, y dépose la nourriture emballée, se redresse. Il se met la caisse sur le dos, un cube on ne peut plus informe. De la main droite, il saisit une roue. Une de ces roues qui, coincées entre les mollets, vous font partir en toute vitesse, tel un équilibriste. Dans une séquence d'images rapides, je le vois parcourir les adresses, consulter le plan de la ville, éviter les feux rouges, monter sur le trottoir, descendre de l'autre côté, le vois à un moment donné empocher son salaire en balayant l'application de son compte, le vois se tenir en équilibre sur le monocycle. Toujours cet équilibre. En cette seconde de mon regard, notre misère humaine se plisse comme un store qui laisse entrevoir une plaine aride d'efforts. La compassion en moi lui jette une larme sèche, la douleur me saisit froidement. Souffrir pour, non : en lieu et place de l'autre, écorché que je suis par la conscience comment il doit se donner, se prêter à cette quête de survie, de quoi il doit laisser ses sens et son apprentissage s'envahir, uniquement pour nourrir le corps qui vend désormais sa force sans volonté propre, pour nourrir l'esprit qui cède de son temps. Peine pour le congénère qui m'est aussi miroir.


ACHTZEHN/DIX-HUIT

Schreibworkshop für Erwachsene im Institut français. Schöne Atmosphäre, erwartungsvolle Augen. Was ich vorschlage, kommt gut an, die sieben, acht schreibwilligen Personen beginnen sehr schnell, die Blätter füllen sich, der Fluss, von dem ich ihnen erzählt habe, scheint in Gang gekommen zu sein. Wir arbeiten an ersten Sätzen, die vervollständigt werden müssen, was den Erfindungsgeist anregt; an der Beschreibung eines Körperteils und der Beschwörung von Erinnerungen; und schließlich mit Homonymen, die im selben Text verwendet werden sollen, also ein ziemlich festgelegter Rahmen. Eine gute Übung, um zu sehen, wie rigide Vorgaben sich als große Hilfe erweisen können. Aus den anvisierten anderthalb Stunden werden zweieinhalb, es wird geschrieben und gelesen, wir hören uns einige Passagen des einen und der anderen an. Ich lasse sie darüber sprechen, was für sie bei den verschiedenen Übungen passiert ist, wie sie die Textarbeit angegangen sind. Praxis und Bewusstwerdung. Alles verläuft konzentriert und in guter Stimmung. Im Anschluss entwickelt sich ein Gespräch. Ich freue mich, dass die Teilnehmer auch miteinander reden.

 

Eine junge Frau fragt mich: »Haben Sie schon einmal in Kolkata gearbeitet?« Ich bin verwirrt, denn ja, ich habe schon einmal in Kolkata (früher Kalkutta) gearbeitet, und zwar vor fast 20 Jahren dank eines Aufenthaltsstipendiums der Französischen Botschaft. Aber ich kann die Verbindung nicht so recht herstellen ... Dann höre ich: »Ich kenne Sie also, ich habe Sie dort schon einmal gesehen!« Da bleibt mir der Mund offen stehen. Wie ist das möglich? Zwanzig Jahre später, aber in einem ganz anderen Kontext, wenn auch in französischen Auslandsgefilden!

  Am nächsten Morgen, beim Frühstücksbuffet, spricht mich eine Stimme an:

»Stephan?« Sie ist es wieder, dieses riesige Gedächtnis. Wir wohnen im selben Hotel! Später wird uns klar, dass wir sogar Nachbarn sind, Tür an Tür. Sie war es, die ich gehört hatte, als sie ihre Stimme übte, die Vokalisen … das war sie.

  Wir teilen uns also einen Tisch und reden. Wir reden über das Hier und Jetzt, darüber, warum wir in Helsinki sind. Über gemeinsame Bekannte in Indien, in Paris. Dann erzählt sie mir von etwas, von dem sie mir sagt, dass sie es am Vortag während der Schreibwerkstatt nicht preisgeben wollte. Denn etwas Wichtiges sei für sie geschehen, eine halboffene Tür habe sich durch das Schreiben zu einem Abgrund hin geöffnet. Vor zwei Jahren, so erzählt sie mir, habe ich meine Mutter verloren. Sie war es, die mich gestern in meinen Schriften gerufen hat, sie hat mich aufgefordert, zu ihr zu kommen, sie hat mir die Hand gereicht. Ich hatte große Lust, sie wiederzusehen, bei ihr zu sein. Ich vermisse sie. Aber ich bin hier, und hier bleibe ich, ich bin am Leben, und ich möchte ich auch sein. Mein Bruder ist Autist. Meine Mutter ist gestorben. Mein Bruder hat meine Mutter getötet.

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Atelier d'écriture pour adultes, à l'Institut français. Belle ambiance, des yeux en attente. Ce que je propose est bien reçu, les sept, huit personnes désireuses d'écrire se lancent très vite, les feuilles se remplissent, le flux dont je leur ai parlé semble engagé. Nous travaillons sur des premières phrases à compléter, une stimulation pour l'inventivité ; sur la description d'une partie du corps, et l'évocation de la mémoire ; enfin sur des homonymes à employer dans un même texte, un cadre assez défini donc, un bon exercice pour voir comment la contrainte peut se révéler être d'une grande aide. De l'heure et demie envisagée, nous faisons deux heures et demie, ça écrit et ça lit, nous écoutons certains passages des uns et des autres. Je les fais parler de ce qui s'est passé, pour eux, dans les différents exercices, comment ils s'y sont pris. Pratique et conscientisation. Tout se déroule dans la concentration et la bonne humeur. Ensuite s'engage une conversation. Je suis ravi que les participants se parlent aussi entre eux.

Une jeune dame me demande: « Avez vous déjà travaillé à Kolkata ? » Je reste perplexe, car oui, j'ai déjà travaillé à Kolkata (anciennement Calcutta), il y a presque vingt ans, grâce à une bourse de résidence de l'Ambassade de France. Mais je n'arrive pas à faire le lien... Puis j'entends: « Alors je vous connais, je vous y ai déjà vu ! » Là, je reste bouche bée. Comment est-ce possible ? Vingt ans après, toutefois dans un bien autre contexte, même si c'est dans le circuit français à l'étranger !

  Le lendemain matin, au buffet du petit-déjeuner, une voix m'interpelle : « Stephan ? » C'est elle encore, la mémoire géante. Nous habitons le même hôtel ! Plus tard, nous réaliserons que nous sommes même voisins de palier, porte à porte. C'est elle que j'avais entendu pratiquer sa voix, faire des vocalises...

  Nous partageons alors une table, et nous parlons. Parlons de maintenant, de notre raison d'être à Helsinki. De connaissances communes en Inde, à Paris. Puis, elle me raconte ce dont elle me dit ne pas avoir voulu le divulguer la veille pendant l'atelier d'écriture. Car quelque chose d'important se serait passé pour elle, une porte entrouverte se serait, grâce à l'écriture, ouverte sur un abîme. Il y a deux ans, me dit-elle, j'ai perdu ma mère. C'est elle qui m'a appelé hier, dans mes écrits, appelé à ce que je vienne la rejoindre, elle m'a tendu la main. J'avais grand envie de la revoir, d'être avec elle. Elle me manque. Mais je suis ici, et ici je reste, Je suis bien en vie, et j'ai envie aussi que ça continue ainsi. Mon frère est autiste. Ma mère est morte. C'est mon frère qui a tué ma mère.


NEUNZEHN/DIX-NEUF

 

Endlich, mein Ausflug nach Seurasaari! Bei sonnigem Wetter hingestrampelt, das Rad am Eingang zur Brücke stehen lassen. Hinüber auf die Insel, um die Häuser des Freilichtmuseums zu besichtigen. Herbstgefühle. Was auch immer sie sind (Wehmütigkeit? Nostalgie? Innerlichkeit? Freude auf Farbe?...) Noch wärmt das Licht von oben ...

 

Früh schon haben mich diese neu geschaffenen Dörfer aus wiederaufgebauten Abbruchhäusern fasziniert: der Hessenpark im Taunus, der Vogtsbauernhof im Schwarzwald, später in Detmold das LWL-Freilichtmuseum, im vergangenen Jahr Kulturen in Lund, Südschweden. In Frankreich? Kann mich an keinen Ort erinnern …

 

Seit 1909 besteht das Museum auf dieser Insel mitten in Helsinki. Bald neunzig Häuser/Gebäude/Anwesen sind seither zusammengetragen worden, um Zeugnis abzulegen von Bräuchen und Baugeschichte in verschiedenen Teilen Finnlands.

Immer wieder wird ausgebessert, ersetzt, ergänzt, was Zeit und Witterung der unaufhörlichen Arbeit der Zersetzung unterziehen.

Weit ausladend ragen die Flügel der Windmühle in den engen Himmel zwischen den Baumwipfeln. Der originale Standort muss luftiger gewesen sein. Die Holzschindeln, die den stolzen Bau überziehen, schälen sich wie verbrannte Haut.

Dort wo die Tür offen steht, wartet jeweils jemand, um etwas zum Haus zu erzählen, zur Kirche. Junge Leute. Sympathisch. Nicht aufdringlich, aber präsent. Eine Freude, ihnen zuzuhören. Im Pertinotsa-Haus erfahre ich etwas zu den Beleuchtungsquellen. Spaltholz wurde entzündet und in einer Halterung festgestellt. Immer wieder musste man das verbleibende Holz weiterschieben und die Asche in einem Eimer auffangen, wozu oft die Kinder verpflichtet wurden. Das Haus stammt aus der Gegend des Suojärvi, eines Sees, der zum an die Sowjetunion verlorenen Teil Kareliens zählte. Es lebte darin ein orthodoxer Haushalt, höre ich. Leicht zu erkennen am sehr tief hängenden Balken nach dem Eintritt in die gute Stube. Jeder, nicht nur ich, der ich groß sei, habe sich bücken und damit vor dem Christusbild der Ikone gegenüber verbeugen müssen, als Zeichen der Achtung. Aber auch die Fenster seien in orthodoxen Häusern anders angeordnet, nicht symmetrisch, nicht in gereihter Harmonie wie bei Protestanten oder selteneren Katholiken.

  Gemauerter Ofen mit Schlafplätzen darauf und daneben. Wir werden dieses Wissen und die Methoden des einfachen Lebens und Überlebens wieder brauchen, noch tanzen wir den Ball der verschmähten Liebhaber. Verstoßen durch eigenes Verschulden.

 

Die Kirche aus der Gemeinde Sauvo, aus dem Weiler Karuna, südlich Turkus gelegen, steht stolz mitten im Museumsdorf. Der Kirchturm mit der Uhr und dem Glockenschlag steht einzeln, recht weit vom Kirchenschiff entfernt. Der junge Guide erläutert mir, dies habe mit Risikobegrenzung im Schadensfall zu tun gehabt. Ein Uhrwerk sei sehr kostbar gewesen für eine Gemeinde. Für die Feldarbeit eine verlässliche Orientierung. Würde es ein Feuer geben, verlöre man, so die Überlegungen damals, nur die Kirche oder nur den Turm samt Uhr. Ich erfahre etwas zur sozialen Hierarchie der Sitzordnung. Links die Frauen, rechts die Männer, vorne die Wohlhabenden und Mächtigen, hinten die anderen. Und auf der Empore seitlich die Ortsfremden, die sich nicht zuordnen lassen, die nicht Teil des Körpers sind, Soldaten etwa, oder Durchreisende. Starb einer der reichen Männer, so konnte auch seine Witwe, wenn sie weiterhin mächtig war, auf die rechte Seite wechseln. Nach links sei wohl niemand freiwillig gezogen, merke ich an. Und frage nach den Türchen am Gang, die jede Sitzreihe abschließen. Auch sie seien ein Zeichen sozialer Distinktion, in den hinteren Reihen gäbe es keine. Und einige der vorderen verfügten gar über ein eigenes Schloss.

 

Ein Herrenhaus des späten 18. Jahrhunderts, das Kahiluoto-Haus aus der Region Taivassolo an der südwestlichen Schären-Küste, fasziniert vor allem durch seine äußere Erscheinung, durch die tiefe und breite Terrasse zur Hofseite, mit rot-weiß gestreiften Außenvorhängen. Innen: klamm und frisch, trotz des langen, heißen Sommers. Der Kontrast zwischen Bäuerlichkeit und bourgeoisem Repräsentationsbedürfnis ist manchen Protzbauten heutiger Provinzen, den Kontinent auf und ba, nicht unähnlich. Die Historizität eines solchen Ortes und unser verschwommenes Sehnen nach heiler Welt und „romantischerˮ Stimmung zwischen der Anfahrt im geheizten oder klimatisierten Privatwagen und dem Nachmittagskaffee bei Latte macchiato international style lässt uns gerne das ewig Zeitgenössische unseres Menschseins vergessen

 

Katen und Gehöfte, Landhäuser und Gartenpavillons, ich kann sie mir ansehen für das, was sie sind. Seltene Gelassenheit. Kein Schauen und Fiebern, keine Sehnsucht, in einem solchen Haus zu leben, hier, im hohen Norden. Einzig Freude am Moment, am Lernen und Beobachten.

 

Enfin, mon excursion à Seurasaari ! J'y suis allé en pédalant par un temps ensoleillé, laissant mon vélo à l'entrée du pont. J'ai traversé l'île pour aller voir les maisons du musée en plein air. Des sensations d'automne. Quelles qu'elles soient (mélancolie ? nostalgie ? intériorité ? joie de la couleur ?...). La lumière d'en haut me réchauffe encore ...

 

Très tôt, j'ai été fasciné par ces villages recréés à partir de maisons de démolition reconstruites : le Hessenpark dans le Taunus, le Vogtsbauernhof en Forêt-Noire, plus tard à Detmold le musée en plein air LWL, et l'année dernière Kulturen à Lund, dans le sud de la Suède. En France ? Je ne me souviens pas d'un seul lieu ...

 

Le musée ici existe depuis 1909 sur cette île au milieu d'Helsinki. Depuis, près de quatre-vingt-dix maisons/bâtiments/domaines ont été rassemblés pour témoigner des coutumes et de l'histoire de la construction dans différentes parties de la Finlande.

On ne cesse de réparer, de remplacer, de compléter ce que le temps et les intempéries soumettent au travail incessant de la décomposition.

Les ailes du moulin à vent s'élancent dans le ciel étroit entre les cimes des arbres. L'emplacement d'origine devait être plus aéré. Les bardeaux de bois qui recouvrent la fière bâtisse s'écaillent comme une peau brûlée.

  Là où la porte est ouverte, quelqu'un attend toujours pour raconter quelque chose sur la maison, sur l'église. Des jeunes gens. Sympathiques. Pas envahissants, mais bien présents. Un plaisir de les écouter. Dans la maison Pertinotsa, j'apprends quelque chose sur les sources d'éclairage. Le bois fendu était enflammé et fixé dans un support. Il fallait sans cesse pousser le bois restant et recueillir les cendres dans un seau, ce que les enfants étaient souvent obligés de faire. La maison provient de la région de Suojärvi, d'un lac qui faisait partie de la partie de la Carélie perdue à l'Union soviétique. J'entends dire qu'elle était habitée, cette maison, par un ménage orthodoxe. Facilement reconnaissable à la poutre très basse qui traversait la pièce principale tout de suite après l'entrée. Tout le monde, et pas seulement moi qui suis grand, devait se baisser et donc se prosterner devant l'image du Christ sur l'icône placé en face, en signe de respect. Mais les fenêtres aussi sont disposées différemment dans les maisons orthodoxes, elles ne sont pas symétriques, pas en harmonie comme chez les protestants ou les quelques catholiques plus rares.

Poêle maçonné avec des couchettes dessus et à côté. Nous aurons à nouveau besoin de ce savoir et de ces méthodes de vie et de survie simples, pour l'heure, nous dansons encore le bal des amoureux éconduits. Rejetés par leur propre faute.

 

L'église de la commune de Sauvo, du hameau de Karuna, situé au sud de Turku, se dresse fièrement au milieu du village-musée. Le clocher avec l'horloge et la cloche se tient à l'écart, assez éloigné de la nef. Le jeune guide m'explique que cela avait un rapport avec la limitation des risques en cas de dommages. Un mécanisme d'horloge était très précieux pour une paroisse. Pour le travail sur les champs, c'était un repère fiable. S'il y avait un incendie, on ne perdrait, selon les réflexions de l'époque, que l'église ou que le clocher avec son horloge. J'apprends aussi quelque chose sur la hiérarchie sociale des bancs. À gauche les femmes, à droite les hommes, à l'avant : les personnes aisées et puissantes, à l'arrière : les autres. Et sur la galerie, sur le côté, les étrangers, ceux qui ne peuvent pas être classés, qui ne font pas partie du corps, les soldats par exemple, ou les gens de passage. Si l'un des hommes riches mourait, sa veuve, si elle était toujours puissante, pouvait également passer du côté droit. Je remarque que personne n'est sûrement allé à gauche de son plein gré. Et je demande ce qu'il en est des petites portes dans le couloir, qui ferment chaque rangée de bancs. Elles aussi sont un signe de distinction sociale, il n'y en a pas dans les rangées du fond. Et certaines de celles de devant disposent même de leur propre serrure.

 

Une maison de maître de la fin du 18e siècle, la maison de Kahiluoto de la région de Taivassolo sur la côte sud-ouest devant l'archipel, fascine surtout par son aspect extérieur, par sa terrasse profonde et large côté cour, avec des rideaux extérieurs rayés rouge et blanc. À l'intérieur : humide et frais, malgré un été long et chaud. Le contraste entre la paysannerie et le besoin de représentation bourgeoise n'est pas sans rappeler certaines constructions ostentatoires de provinces actuelles, en long et en large du continent. L'historicité d'un tel lieu et notre nostalgie floue du monde idéal et de l'ambiance « romantique » entre l'arrivée en voiture privée chauffée ou climatisée et le café de l'après-midi avec un latte macchiato style international nous font volontiers oublier l'éternel contemporanéité de notre condition humaine.

 

Chaumières et fermes, manoirs de campagne et pavillons de jardin, je peux les regarder pour ce qu'ils sont. D'une sérénité rare. Pas de regards désireux et de fébrilité, pas d'envie de vivre dans une telle maison, ici, dans le Grand Nord. Uniquement le plaisir de l'instant, apprendre et observer.


ZWANZIG/VINGT

Geschlossen. Ruhetag: Sinne ausgeschaltet.

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Fermé. Jour de congé. Les sens débranchés.


EINUNDZWANZIG/VINGT-ET-UN

Kaum Energie. Zu viele Eindrücke in zu kurzer Zeit. Kaum die Gelegenheit, etwas zu verdauen. Dennoch: raffe mich auf, radle die Straße hinunter, schließe das Rad gleich schon wieder ab, suche nach einer Hausnummer. Habe gehört von einer privaten Kunstsammlung in der ehemaligen Wohnung des verstorbenen Sammlers. Dreißig Jahre, Jubiläumsausstellung. Es wird heute, so das Programm, als besondere Veranstaltung ein gemeinsames Hörerlebnis aus der hinterlassenen Plattensammlung angeboten.

  Schaue mir zunächst die Räumlichkeiten an. Überflutet mit meist golden gerahmten, deckenhoch gehängten Bildern. Über die gesamte Etage. Hier lebten der Chirurg und Kunstsammler Johani Kirpilä und sein Partner Karl Rosenquist. Die in eine Stiftung überführten Räume, so las ich zuvor, seien ein, wie sich das Neudeutsch nennt, safe space für die Gemeinschaft der LGBTQ+. Gewiss eines der wesentlichen Verdienste dieser Adresse. Und die Ausstellung Years that repeat their days eine künstlerische (oder kuratorische?) Hinterfragung der Zeitläufte aus queerer Perspektive …

  Schaue mich weiter um. Endlose Raumfluchten und an den Wänden kaum Platz zum Atmen. Hier wurde wohl kompulsiv gekauft – und gehängt. Landschaften und Porträts hauptsächlich. Einige Werke von Gallen-Kallela. Sie scheinen mir auch die interessantesten, die künstlerisch in sich und an sich wertvollen. Vieles andere: Epochen-Anekdoten, soziologisch aufschlussreicher denn kunsthistorisch. Nichtsdestotrotz: die Behaglichkeit des bürgerlichen Interieurs überzeugt. Ich setze mich gerne auf eines der Sofas, auf den einen oder anderen Sessel, so wie es die Gäste des Paars taten, als der Ort bewohnt und ein Treffpunkt des, so denke ich's mir, halb mondänen, halb klandestinen Helsinki war. Und dabei denke ich auch an das seinerzeit Zeichen setzende Buch Queer Space von Aaron Betsky. Wie Räume von Menschen, die ihrer Sexualität wegen ent-rückt, nach innen migriert lebten und leben mussten, sich anders darstellen, wie diese Räume anderes konzipiert waren und zu Freiräumen wurden. Diese Realität mag ich hier erkennen. Die Werke an den Wänden aber: als Gesamtimpression gefällig, als Einzelstücke nur selten überzeugend. Alles in allem doch recht brav.

  Setze mich erneut, um zu lesen. Zeitgleich zu meiner Lektüre beginnt im hinteren Salon der Plattenspieler zu rauschen. Finnisches Konzeptsprechen, klangunterlegt. Manches lässt sich auch verstehen – mitunter besser gar – wenn man der Sprache nicht mächtig ist.

  Die aufwändig gestaltete Begleitschrift der Kuratorin Marliis Rebane gibt den Ton vor, dessen Vibration sich mir aus dem Ambiente der Besucherschar und der hier Arbeitenden vermittelt hat, auch vor der Schrift. Die Kunstwerke der Stiftungssammlung bieten in ihrer (zumindest heutigen) Unaufgeregtheit eine wunderbare Projektionsfläche für queere und feministische Diskurse. Fair enough!

  Ich warte das Wenden der Platte nicht ab. Es soll auch eine englische Variante des Sprechtextes geben. Der Nachmittag draußen hat mich wieder. Ich radle einmal quer durch die Innenstadt. Ohne besondere Vorkommnisse. Es gibt solche Tage.

 

Peu d'énergie. Trop d'impressions en trop peu de temps. A peine l'occasion de digérer quelque chose. Pourtant : je me lève, je descends la rue à vélo, je le verrouille aussitôt à l'autre bout, puis je cherche le numéro de la maison. J'ai entendu parler d'une collection d'art privée dans l'ancien appartement du collectionneur décédé. Trente ans, exposition commémorative. D'après le programme, un événement spécial sera proposé aujourd'hui : une écoute commune d'extraits de la collection de disques léguée.

  Je commence par visiter les lieux. Inondés de tableaux, pour la plupart dans des cadres dorés, et suspendus jusqu'au plafond. Et ce sur tout l'étage. C'est ici que vivaient le chirurgien et collectionneur d'art Johani Kirpilä et son partenaire Karl Rosenquist. J'ai lu précédemment que les locaux, devenus une fondation, étaient ce que l'on appelle en français branché un safe space pour la communauté LGBTQ+. Certainement l'un des principaux mérites de cette adresse. Et l'exposition Years that repeat their days est un questionnement artistique (ou de commissaire ?) sur le temps qui passe dans une perspective queer ...

  Je continue à regarder autour de moi. Des enfilades de pièces à l'infini et sur les murs, à peine assez de place pour respirer. Ici, on a sans doute acheté – et accroché – de manière compulsive. Des paysages et des portraits principalement. Quelques œuvres de Gallen-Kallela. Elles me semblent aussi les plus intéressantes, les plus précieuses artistiquement en elles-mêmes et pour elles-mêmes. Beaucoup d'autres : des anecdotes d'époque, plus révélatrices sur le plan sociologique que sur le plan de l'histoire de l'art. Néanmoins, le confort de l'intérieur bourgeois est convaincant. Je m'assieds volontiers sur l'un des canapés, sur l'un ou l'autre fauteuil, comme le faisaient les invités du couple lorsque les lieux étaient encore habités et un point de rencontre de ce que j'imagine être une Helsinki mi-mondaine, mi-clandestine. Et je pense aussi au livre d'Aaron Betsky, Queer Space, qui a fait date à l'époque. Comment les espaces de personnes qui vivaient et devaient vivre à l'écart, à cause de leur sexualité, et migrant vers l'intérieur, se présentent différemment, comment ces espaces étaient conçus différemment et sont devenus des espaces de liberté. C'est cette réalité que j'aime reconnaître ici. Mais les œuvres sur les murs : agréables en tant qu'impression d'ensemble, elles ne sont que rarement convaincantes en tant que pièces individuelles. L'un dans l'autre, c'est plutôt sage.

  Je m'assieds à nouveau pour lire. Parallèle à ma lecture, le tourne-disque se met à rugir dans le salon du fond. Des paroles conceptuelles finlandaises, sur fond sonore. Il est possible de comprendre certaines choses – parfois même mieux – si l'on ne maîtrise pas la langue.

  La brochure d'accompagnement de la curatrice Marliis Rebane donne le ton, dont la vibration m'a été transmise par l'ambiance dégagée par les visiteurs et les personnes travaillant ici, même avant la lecture. Les œuvres d'art de la collection de la Fondation offrent, dans leur candeur (du moins aujourd'hui), une magnifique surface de projection pour les discours queer et féministes. Fair enough !

 

Je n'attends pas qu'on retourne le disque. Il paraît qu'il existe aussi une variante anglaise du texte parlé. L'après-midi à l'extérieur me reprend. Je traverse le centre-ville à vélo. Sans incident particulier. Il y a des jours comme ça.


ZWEIUNDZWANZIG/VINGT-DEUX

Blog-Beitrag 3 am kommenden Montag auf den Webseiten des Goethe-Institutes und des Institut français

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Article 3 du blog à lire lundi prochain sur les sites web du Goethe-Institut et de l'Institut français.


DREIUNDZWANZIG/VINGT-TROIS

Nationalmuseum, Teil 2

Die Präsentation lässt keinen Zweifel: Der Ausgangspunkt der modernen finnischen Geschichte, der heutigen Gesellschaft des Landes, ist Russland, genauer: die Lossagung von Russland – und die Unabhängigkeit 1917. Das Porträt des Zaren Nikolaus II. und das des russischen Befehlshabers über das Großherzogtum Finnland, General Bobrikow, geben gleich zu Anfang der Dauerausstellung Suomen tarina (Geschichte Finnlands) den Ton vor. Der Kontrapunkt wird gesetzt durch das blutverschmierte Hemd des im damals russischen Charkiw geborenen finnischen Nationalisten Eugen Schauman, der Bobrikow 1904 ermordet und sich danach selbst erschießt. Finnland soll seine gewonnenen Privilegien verlieren, den Status der finnischen Sprache als Nationalsprache verlieren, das Großherzogtum soll schließlich zugunsten einer vollständigen Eingliederung ins russische Zarenreich aufgelöst werden. Der finnische Nationalismus, der nach Formen einer nationalen Identität strebt und für den die Unabhängigkeit in jenen Jahren noch eine Idee des Unmöglichen scheint, ist in lebhafter Aufruhr, Künstler schaffen durch markante Werke ein nach und nach sich festigendes nationales Selbstverständnis, so auch Sibelius mit der symphonischen Dichtung Finlandia. Ein Jahrzehnt später verändern die Wirren des Weltkriegs die Realitäten. Die Revolution im Zarenreich 1917 und der von Russland verlorene Krieg gegen Japan schwächen den Unterdrücker in Finnland. Russland befürchtet, die Finnen könnten durch die Einfuhr von ausländischen Waffen zu einem gefährlichen Hinterland des Terrorismus werden. Die Finnen nutzen die Gunst der Stunde, erklären sich unabhängig vom geschwächten Riesen und rufen die Republik mit ersten freien Wahlen aus.

  Endlich bildet sich eine Nation heraus. Das 1899 entstandene Gemälde Hyäkkäys (Der Angriff), von Edvard Isto, von dem es heißt, fast jeder in Finnland kenne es, zeigt das finnische Mädchen, eine Art hiesiger Marianne, wie es den Angriff des russischen Doppeladlers abwehrt.

 

1918, nach dem Ende des Bürgerkriegs, entwirft der Maler Akseli Gallen-Kallela eine erste Nationalflagge, wie auch andere Künstler, die Vorschläge einreichen. Allesamt in warmen Farben. Von blau-weiß will keiner etwas wissen. Die Entwürfe missfallen dem Parlaments-Kommitee für konstitutionelle Angelegenheiten. Gallen-Kallela zieht sich zurück. Zwei seiner Mitstreiter gestalten schließlich die Flagge, die bis heute Gültigkeit hat. Einer von ihnen ist Eero Snellman. Er ist später, in den Dreißigerjahren, der Initiator für eine internationale Atelierstätte in Paris, die erst Mitte der Sechzigerjahre Realität werden kann: die Cité internationale des arts!

 

Was macht eine Nation aus, wodurch entsteht eine überordnende Gemeinschaft? Diese Frage stellt die gut gemachte Ausstellung, dieser aufschlussreichste Teil des Museums. Es bedarf, so ließen sich die Schau und die Exponate lesen, eines Feindes, einiger singulärer Helden, exemplarischer Einzelschicksale, und schließlich vieler symbolisch aufgeladener Artefakte – Hymne, Ikone, Epos. In eindrücklichen Zooms auf die Geschichte Einzelner (der Rucksack eines im Bürgerkrieg Gefallenen der Roten; Soldatenstiefel eines Unbekannten; die Spielzeugpuppe eines Sami-Mädchens; das Jäckchen eines Flüchtlingsjungen aus Karelien …) wird die Exemplarität herausgestellt, fast erscheint die museale Inszenierung als idealtypisches Nation-building.

 

Musée national, deuxième partie 

La présentation ne laisse planer aucun doute : le point de départ de l'histoire moderne de la Finlande, de la société actuelle du pays, est la Russie, plus précisément le détachement de la Russie - et l'indépendance en 1917. Les portrait du tsar Nicolas II et du général Bobrikow, commandant russe du grand-duché de Finlande, donnent le ton dès le début de l'exposition permanente Suomen tarina (Histoire de la Finlande). Le contrepoint est donné par la chemise tachée de sang d'Eugen Schauman, un nationaliste finlandais né à Kharkiv, alors en Russie, qui assassine Bobrikow en 1904 avant de se suicider. La Finlande est menacée de perdre ses privilèges acquis, le statut de langue nationale du finnois, le grand-duché doit finalement être dissous au profit d'une intégration complète dans l'empire russe. Le nationalisme finlandais, qui aspire à des formes d'identité nationale et pour qui l'indépendance semble encore, dans ces années-là, une idée de l'impossible, est en vive effervescence, les artistes créent par des œuvres marquantes une identité nationale qui se consolide peu à peu, comme Sibelius avec le poème symphonique Finlandia. Une décennie plus tard, les troubles de la guerre mondiale modifient les réalités. La révolution dans l'empire tsariste en 1917 et la guerre perdue par la Russie contre le Japon affaiblissent l'oppresseur en Finlande. La Russie craint que les Finlandais ne deviennent une dangereuse base arrière du terrorisme en raison de l'importation d'armes étrangères. Profitant du moment opportun, les Finlandais se déclarent indépendants du géant affaibli et proclament la république avec les premières élections libres.

  Enfin, une nation se forme. Le tableau Hyäkkäys (L'attaque), peint en 1899 par Edvard Isto, peinture dont on dit que presque tout le monde en Finlande la connaît, montre la jeune fille finlandaise, une sorte de Marianne locale, repoussant l'attaque de l'aigle bicéphale russe.

 

En 1918, après la fin de la guerre civile, le peintre Akseli Gallen-Kallela dessine un premier drapeau national, comme d'autres artistes qui font des propositions. Toutes dans des couleurs bien chaudes. Personne ne veut entendre parler de bleu et blanc. Les projets déplaisent à la commission parlementaire des affaires constitutionnelles. Gallen-Kallela se retire. Deux de ses camarades finissent par créer le drapeau qui est toujours en vigueur aujourd'hui. L'un d'eux est Eero Snellman. Plus tard, dans les années 1930, il est l'initiateur d'un lieu d'atelier pour artistes du monde entier à Paris, qui ne deviendra réalité qu'au milieu des années 1960 : la Cité internationale des arts !

 

Qu'est-ce qui fait une nation, qu'est-ce qui crée une communauté au-dessus de toute les organisation ? C'est la question que pose cette exposition bien conçue, la partie la plus instructive du musée. La présentation et les objets exposés peuvent se lire ainsi : il faut un ennemi, quelques héros singuliers, des destins individuels exemplaires, et enfin de nombreux artefacts chargés de symboles - hymne, icône, épopée. Des zooms impressionnants sur l'histoire d'individus (le sac à dos d'un Rouge mort pendant la guerre civile ; les bottes de soldat d'un inconnu ; la poupée-jouet d'une fillette samie ; la petite veste d'un jeune réfugié de Carélie ...) mettent en évidence l'exemplarité, la mise en scène muséale apparaît presque comme le devenir idéal d'une nation.

 

Die Ahnengalerie der finnischen Staatspräsidenten birgt eine Überraschung: die gerahmten Schwarzweißfotos. So statisch die Gesichter darauf dreinschauen, so unheimlich mögen sie plötzlich werden. Es genügt, sie ein wenig länger anzusehen, schon blitzt einem hier und da ein Zwinkern zu, ein skizziertes Lächeln, oder ein scharfer Blick verfolgt die eigenen Schritte. Die Porträts sind digital auf ultramatten Bildschirmen, als solche kaum zu erkennen, und die Bilder werden minimal bewegt. So durchbohrt einen unverhohlen das kecke Auge des Offiziers und späteren Präsidenten Mannerheim, Nationalheld des Winterkriegs 1939/40 und des Fortsetzungskriegs 1941.

  Die im Schaukasten abgelegte emblematische Original-Brille von Urho Kekkonen, Gastgeber der KSZE 1975, wetteifert mit dem Konterfei an der Wand.

  Weniger staatstragend aber genauso nationenbildend: die Künstlerin Eila Hiltunen, deren Schweißermaske  ausgestellt wird. Sie erschuf das Denkmal zu Ehren Sibelius', das Aufstellung fand in einem Park an der Westküste des Stadtteils Töölö.

  Hinter Glas, ebenfalls relevant für alt und jung: die Moomins von Tove Jansson. Kult, und so etwas wie die Pippi Langstrumpfs Finnlands. Auch die Utensilien – Handschuh und Ball – des finnischen Nationalsports pesäpallo, einer Art Baseball, dürfen nicht fehlen.

 

1948 war Finnland das erste Land weltweit, das Schulkindern kostenfrei eine warme Mahlzeit ermöglichte. Und ein Jahr später begann man damit, für jedes Neugeborene den Eltern ein staatlich finanziertes Baby-Starterset zu schenken: Die stabile Pappkiste konnte als erstes Kinderbettchen verwendet werden. In der Kiste fanden sich Kleidung, Medikamente, Pflegeprodukte, ein Leitfaden für die Eltern und praktische Tabellen, um Gewicht und Grüße des Kindes zu vermerken. Seit dem Anfang ein Renner, bis heute beibehalten, und kaum jemand nimmt in Anspruch, sich den Gegenwert auszahlen zu lassen. Alle wollen das Starterpaket!

  Und natürlich gehört ins Nationalmuseum auch ein Kapitel über das wohl Finnischste alles Finnischen: die Sauna. Im Übrigen jenes finnische Wort, das es wohl als einziges in den Wortschatz fast aller Sprachen dieser Welt geschafft hat. Der Herstellung und Ausformung der Schöpfkelle wird eine ganze Wand gewidmet ...

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La galerie des ancêtres des présidents finlandais recèle une surprise : les photos en noir et blanc encadrées. Aussi statiques que soient les visages qui y figurent, ils peuvent soudain devenir inquiétants. Il suffit de les regarder un peu plus longtemps pour voir apparaître ici et là un clin d'œil, un sourire esquissé ou un regard acéré qui suit vos propres pas. Les portraits sont numériques sur des écrans ultra-mats, à peine reconnaissables en tant que tels, et les images sont délicatement animées. Ainsi, l'œil insolent de l'officier et président Mannerheim, héros national de la guerre d'hiver 1939/40 et de la guerre de Continuation de 1941, vous transperce sans détour.

  Les emblématiques lunettes originales d'Urho Kekkonen, hôte de la CSCE en 1975, déposées dans la vitrine, rivalisent avec le portrait accroché au mur.

  L'artiste Eila Hiltunen, dont le masque de soudure est exposé, est moins représentative de l'État mais tout autant de la nation. Elle a créé le monument en l'honneur de Sibelius, qui a été installé dans un parc de la côte ouest du quartier de Töölö.

  Derrière le verre de la vitrine, également pertinents pour les jeunes et les moins jeunes : les Moomins de Tove Jansson. Cultes, ils sont un peu les Fifi Brindacier de la Finlande.

  Les ustensiles - gant et balle - du sport national finlandais, le pesäpallo, une sorte de baseball, ne doivent pas non plus manquer au rendez-vous national.

 

En 1948, la Finlande a été le premier pays au monde à offrir un repas chaud et gratuit aux écoliers. Un an plus tard, on commença à offrir aux parents un kit de démarrage financé par l'État pour chaque nouveau-né : la caisse en carton solide pouvait être utilisée comme premier berceau. La boîte contenait des vêtements, des médicaments, des produits de soins, un guide pour les parents et des tableaux pratiques pour noter le poids et les mensurations de l'enfant. Un franc succès dès le début, cette boîte, coutume maintenue jusqu'à aujourd'hui, et presque personne n'a recours à l'option de se faire payer la contrevaleur en argent. Tout le monde veut le kit de démarrage !

  Et bien sûr, le musée national doit aussi consacrer un chapitre à ce qui est sans doute la plus finlandaise de toutes choses finlandaises : le sauna. C'est d'ailleurs le seul mot finnois à être entré dans le vocabulaire de presque toutes les langues du monde. Un mur entier est consacré à la fabrication et au façonnage de la louche ...

 

Der Erker im Ausstellungsraum, der den Ereignissen während der Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa, KSZE, vom Sommer 1975 gewidmet ist, könnte besser nicht platziert sein. Die als neuzeitlich gestalteten Butzenscheiben, voller historischer Fotografien der Konferenz, lassen durchs Schwarzweiß der Bilder zwar Licht scheinen, erlauben aber keinen Ausblick. Außer in der zentralen Fachung eines der Fensters. Von dort geht der Blick auf die Mannerheimintie, die Hauptarterie Helsinkis und auf die sich dort derzeit unter Bauplanen versteckende Finlandia-Halle. An jenem von Alvar Aalto entworfenen Ort fand die Konferenz über drei Tage statt. Die berühmte Schlussakte, die den Namen Helsinkis trägt und am 1. August 1975 unterzeichnet wurde, besiegelte die Vorverhandlungen, die diplomatische Unterhändler in den knapp drei Jahren zuvor geführt hatten. Es ging dabei um eine Absichtserklärung, nicht um einen völkerrechtlichen Vertrag. Die Verpflichtungen, die die Unterzeichner-Staaten damit eingingen, bezogen sich auf die Unverletzlichkeit der Grenzen, auf die friedliche Regelung von Streitfällen, zudem verpflichteten sie sich zur Nichteinmischung in die inneren Angelegenheiten anderer Staaten und dazu, Menschenrechte und Grundfreiheiten zu wahren. Außerdem wurde die Zusammenarbeit in den Bereichen Wirtschaft, Wissenschaft und Umwelt vereinbart.

  Die vier großen Porträtbildnisse der Hauptakteure der Konferenz rufen dem Besucher des Museums ins Gedächtnis, was ein geteilter Kontinent bedeutete, insbesondere für Deutschland: Menschen gleicher Herkunft, gleicher Sprache, die über divergierende Ideologien hinweg Brückenbau zu betreiben versuchen, manchmal auch widerwillig. Honnecker, Schmidt, Breschnew und der Gastgeber Kekkonen, die letzteren beiden genau wie die ersten beiden direkte Nachbarn.

  Auf einem Foto, das Kekkonen am Rednerpult zeigt, werden seine Funktion und sein Land in französischer Sprache benannt. Ausschließlich in französischer Sprache. Auch dies ein Zeitdokument.

 

Es war ein heißer Sommer, der Abkühlung bringen wollte. Einer vor vielen.

  Dass der diesjährige Sommer nicht nur klimatisch ein heißer war, weiß jeder. Der Blick in die Geschichte mag relativieren helfen, mag zur Entspannung beitragen, wo der Bogen überzogen scheint, aber er mag auch nüchtern und realistisch machen in der Einschätzung von Gegenwärtigem und noch Kommendem. In jedem Fall schärft Geschichtskenntnis diesen Blick. Und es bleibt HOT.

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L'encorbellement avec ses baies vitrées dans la salle d'exposition consacrée aux événements de la Conférence sur la sécurité et la coopération en Europe (CSCE) de l'été 1975 ne pourrait pas être mieux placé. Les vitres à meneaux de style contemporain, contrecollées de photographies historiques de la conférence, laissent certes passer la lumière à travers le noir et blanc des images, mais ne permettent pas d'avoir une vue à l'extérieur. Sauf dans l'ouverture centrale de l'une des fenêtres. De là, la vue s'étend sur Mannerheimintie, l'artère principale d'Helsinki, et sur la Maison Finlandia, actuellement cachée sous des bâches de construction. C'est dans ce lieu conçu par Alvar Aalto que la conférence s'est déroulée pendant trois jours. Le fameux Acte final, qui porte le nom d'Helsinki et a été signé le 1er août 1975, a scellé les négociations préliminaires menées par les négociateurs diplomatiques au cours des presque trois années précédentes. Il s'agissait d'une déclaration d'intention et non d'un traité de droit international. Les engagements pris par les États signataires concernaient l'inviolabilité des frontières, le règlement pacifique des différends, la non-ingérence dans les affaires intérieures des autres États et le respect des droits de l'homme et des libertés fondamentales. Ils ont également convenu de coopérer dans les domaines de l'économie, de la science et de l'environnement.

  Les quatre grands portraits des principaux acteurs de la conférence rappellent au visiteur du musée ce que signifiait un continent divisé, en particulier pour l'Allemagne : des hommes de même origine, de même langue, qui tentaient de construire, parfois même à contrecœur, des ponts par-delà des idéologies divergentes. Honnecker, Schmidt, Brejnev et l'hôte Kekkonen, les deux derniers étant, tout comme les deux premiers, des voisins directs.

  Sur une photo montrant Kekkonen au pupitre, sa fonction et son pays sont nommés en français. Exclusivement en français. Il s'agit là aussi d'un document d'une époque révolue.

 

C'était un été chaud qui voulait apporter un peu de fraîcheur. Un parmi tant d'autres.

  Tout le monde sait que l'été de cette année n'a pas été chaud que sur le plan climatique. Un regard sur l'histoire peut aider à relativiser, peut contribuer à détendre les tensions là où elles semblent exagérées, mais peut aussi rendre désillusionné et réaliste dans l'appréciation du présent et de ce qui est encore à venir. Dans tous les cas, la connaissance de l'histoire aiguise ce regard. Et la situation reste HOT.


VIERUNDZWANZIG/VINGT-QUATRE

Besuch in Suomenlinna. Bericht folgt.

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Visite à Suomenlinna.  Compte rendu à venir.


FÜNFUNDZWANZIG/VINGT-CINQ

Schlafen, schreiben, lesen. Spaziergang am Nachmittag. Einen Augenblick lang – kurz eher – die Verpflichtungen vergessen, das Herbstlicht und das sanfte Rauschen des Lebensrausches aufnehmen, am Strand den Wildgänsen zuschauen; einkaufen, kochen, atmen.

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Dormir, écrire, lire. Me promener l'après-midi. Oublier un instant - un court instant plutôt - les obligations, m'imprégner de la lumière d'automne et du doux murmure de l'ivresse de la vie, regarder les oies sauvages sur la plage ; faire les courses, cuisiner, respirer.

 

 


SECHSUNDZWANZIG/VINGT-SIX

Nach dem Besuch in Amuri/Tampere (siehe Tag neunundzwanzig) nun das Museum der Arbeiterwohnungen in Helsinki angeschaut, im nördlichen Stadtteil Alpylla, unweit des Vergnügungsparks Linnanmäki. Ausschließlich mit Führung möglich. Bin der einzige Gast für eine Tour in englischer Sprache.

  Auf großen Panoramabildern wird deutlich, wie viel des ehemaligen Helsinki in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg verloren gegangen und radikal umgebaut worden ist. Die verbleibenden Holzbauten an dieser Stelle, wovon ein Block als Museum seit den 1980er Jahren zugänglich ist, gehören immer noch der Stadt. Das Viertel war Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts für langjährige Beschäftigte der Stadtverwaltung entstanden. Die Wohnungen galten als hochwertig und ihre Mieten waren recht hoch.

  Die verschiedenen Wohnräume stellen die sukzessiven Epochen der Arbeiterwohnkultur nach. Im Unterschied zu den Häusern in Amuri/Tampere verfügte hier jede Einheit über ihre eigene Küche. Im Keller befanden sich die Toiletten. Einige bescheidene Flächen im Hof wurden auch zum Anbau von Gemüse und Blumen genutzt. Im Wäschereihaus wurde eine gemeinsam zu nutzende Sauna eingebaut. Bemerkenswert in den Wohnungen: die modularen Möbel, die (unfreiwillige) Reduktion aufs Wesentliche. Die kurzen Betten, die mit ihren Proportionen wie aus einem Comic mit Feen und Elfen entschwunden scheinen, waren ausziehbar. Am Morgen wurde die Matratze zusammengefaltet und auf dem eingeschobenen Bett verstaut. Somit gab es mehr Platz am Tag. Auch eine wortwörtliche Einbauküche im Schrank war platzoptimierend. Eckkaminöfen integrierten die Kochstelle. In einer zur Straße zeigenden Raumecke verbarg ein Eckeinbauschrank eine schmale Fensteröffnung, die zur Belüftung und Kühlung von Lebensmitteln diente.

  An einer Wand die gerahmte Reproduktion von Böcklins Toteninsel!

  Bei der Einfachheit der Betten der Gedanke daran, wie wenig erholsam der Schlaf für die geschundenen Körper hat sein müssen. Raum allein ist nicht gleichbedeutend mit Komfort, noch weniger mit Luxus. Beschränkter und überteuerter Wohnraum ist ja gerade heute (wieder oder immer noch) eine soziale Realität. Raumoptimierung, Modularität und Mehrfachnutzung derselben Flächen sind die großen architektonischen und wohnungspolitischen Themen unserer Zeit. Da kann gerade das Zeugnis jener Wohnkultur der Reduktion lehrreich sein.

  Die jüngste der Wohnungen kommt mir vertraut vor. Geordnetes Durcheinander. Das Zuhause eines alten, alleinstehenden Mannes, früher Berufstaucher, der einst zur See gefahren war. Bis mir klar wird, dass die Wohnung meines Vaters sehr ähnlich aussah, als ich sie nach seinem Tod betrat ...

 

Im Anschluss an den Besuch bei sonnigem Wetter mit dem Rad durch die Kleingartenanlage Vallilan siirtolapuurtarha. Derart gepflegt, die Lauben und Gärten, dass deutsche Schrebergartensiedlungen daneben leicht wie Favelas wirken würden.

  Mittagspause und Spaziergang im Botanischen Garten Kumpula.

 

Am Abend Konzert im Musiikkitalo, der Konzerthalle, zwischen Parlament und der Bibliothek Oodi gelegen. Das Finnische Radio-Sinfonieorchester feiert 95jähriges Jubiläum. Seit einem Jahr unter der Führung des jungen, charismatischen Briten Nicholas Collon. Kurze Ansprache. Vor dem Programm eine außerplanmäßige Hommage an die Queen, die nur wenig vor der Gründung des Orchesters geboren worden sei; ein für Elizabeth I. geschriebenes Stück von John Dowland.

  Auftakt: Gemini von Esa-Pekka Salonen, das stärkste Stück des Abends, das neue Gänge durchs Gehör fräst. Zwei Serenaden von Sibelius; weniger horizontöffnend. Dennoch, der Solist: der begnadete Christian Tetzlaff. Stärker brillieren kann er nach der Pause in Lutosławskis erhabener Partita für Violine und Orchester. Abschließend Schostakowitschs 9. Sinfonie. Außer der Reihe seiner Symphondichtungen.

Collon zuzusehen, eine Freude. Die Akustik des Saals, satt und voll. Ausgezeichnete Sicht von allen Plätzen. Wie in der Berliner Philharmonie oder dem Leipziger Gewandhaus: Anordnung der Sitze nach dem Weinbergprinzip. Hier mit sehr steilen Graduierungen. Was mir beim Publikum auffällt: es wird wenig und sehr kurz geklatscht beim Zeremoniell des Bühnenbetretens, aber viel und großherzig als Dank für die Musik. Ein konzentrierter und aufmerksamer, kein mechanischer Applaus.

Après la visite d'Amuri/Tampere (voir vingt-neuvième jour), me voici en visite au musée des logements ouvriers à Helsinki, dans le quartier nord d'Alpylla, non loin du parc d'attractions Linnanmäki. Uniquement possible avec une visite guidée. Je suis le seul à demander une visite en anglais.

  De grandes photos panoramiques montrent clairement à quel point le vieux Helsinki a été perdue et s'est radicalement transformée au cours des décennies qui ont suivi la Seconde Guerre mondiale. Les bâtiments en bois restants à cet endroit, dont un bloc est accessible en tant que musée depuis les années 1980, appartiennent toujours à la ville. Le quartier avait été construit à la fin du XIXe et au début du XXe siècle pour les employés de longue date de l'administration municipale. Les logements étaient considérés comme haut de gamme et leurs loyers étaient assez élevés.

  Les différents espaces d'habitation reconstituent les époques successives de la culture de l'habitat ouvrier. Contrairement aux maisons d'Amuri/Tampere, chaque unité disposait de sa propre cuisine. Les toilettes se trouvaient au sous-sol. Quelques lopins de terre dans la cour étaient également utilisées pour cultiver des légumes et des fleurs. Un sauna à usage commun a été installé dans la buanderie.

  Remarquable dans les appartements : les meubles modulaires, la réduction (involontaire) à l'essentiel. Les lits courts, dont les proportions semblent s'être échappées d'une bande dessinée avec des fées et des elfes, étaient amovibles. Le matin, le matelas était replié et rangé sur le lit escamoté. Ainsi, il y avait plus de place pendant la journée. Une cuisine intégrée dans l'armoire permettait également d'optimiser l'espace. Des foyers d'angle intégraient la table de cuisson. Dans un coin de la pièce donnant sur la rue, un placard d'angle encastré cachait une étroite ouverture de fenêtre qui servait à aérer et à réfrigérer les aliments.

  Sur un mur, la reproduction encadrée de L'île des morts de Böcklin !

  Devant la simplicité des lits, on pense à quel point le sommeil a dû être peu réparateur pour les corps malmenés. L'espace seul n'est pas synonyme de confort, et encore moins de luxe. Un espace de vie limité et trop cher est justement aujourd'hui (à nouveau ou toujours) une réalité sociale. L'optimisation de l'espace, la modularité et l'utilisation multiple des mêmes surfaces sont les grands thèmes architecturaux et de la politique du logement de notre époque. Le témoignage de cette culture de l'habitat réduit peut être instructif.

  Le plus récent des appartements me semble familier. Un désordre ordonné. La maison d'un vieil homme seul, ancien plongeur professionnel, qui avait autrefois pris la mer. Jusqu'à ce que je réalise que l'appartement de mon père était très similaire lorsque j'y suis entré après sa mort...

 

Après la visite, par un temps ensoleillé, je fais du vélo et passe par les jardins familiaux de Vallilan siirtolapuurtarha. Les cabanons et les jardins sont si bien entretenus que les lotissements de jardins ouvriers allemands, en comparaison, ressembleraient facilement à des favelas.

  Pause déjeuner et promenade dans le jardin botanique Kumpula.

 

Le soir, concert au Musiikkitalo, la salle de concert située entre le Parlement et la bibliothèque Oodi. L'Orchestre symphonique de la radio finlandaise fête son 95e anniversaire. Depuis un an, il est dirigé par le jeune et charismatique Britannique Nicholas Collon. Un bref discours est prononcé. Avant le programme, un hommage non programmé à la défunte reine, née peu avant la création de l'orchestre ; une pièce de John Dowland écrite pour Elizabeth I.

  Coup d'envoi : Gemini d'Esa-Pekka Salonen, le morceau le plus fort de la soirée, qui fraise de nouveaux couloirs à l'oreille. Deux sérénades de Sibelius, qui ouvrent moins l'horizon. Pourtant, le soliste : le talentueux Christian Tetzlaff plein de grâce. Il brille davantage après l'entracte dans la sublime Partita pour violon et orchestre de Lutosławski. Enfin, la 9e symphonie de Chostakovitch. En dehors de la série de ses poèmes symphoniques.

  Regarder Collon, un plaisir. L'acoustique de la salle, riche et pleine. Vue extraordinaire depuis toutes les places. Comme à la Philharmonie de Berlin ou au Gewandhaus de Leipzig : disposition des sièges selon le principe du vignoble. Ici, avec des gradins très escarpés. Ce qui me frappe dans le public : on applaudit peu et très brièvement lors du cérémonial de l'entrée en scène, mais beaucoup et généreusement en remerciement pour la musique. Des applaudissements concentrés et attentifs, pas mécaniques.


SIEBENUNDZWANZIG/VINGT-SEPT

Porvoo.

Mit dem Schiff.

Wie kann ich drüber sprechen?

Der Himmel, freundlich.

Frischer Wind.

Dreieinhalb Stunden.

Die Augen voller Meer.

Voll blauem Wunder.

Inseln und Küsten.

Vor der Ankunft, Zeitlupe.

Horizontales Glissando.

Der Einzug in die Stadt: wie ein siegreicher Wikinger.

Dann bemaltes Holz bergauf, bergab.

Rosa und Blau, Rot und Ocker.

Häuser und Lagerschuppen.

Ein Friedhof, sieh an, und ein Obelisk.

Runeberg, Johan Ludvig.

Sein Grab.

Sein Haus, in der Stadt, verpasster Besuch.

Bürgersteige hochgeklappt hier, weit vor der Zeit.

Außer Boutiquen nichts in Sicht.

Essen und Trinken, das läuft immer.

Müdigkeit vom vielen Sehen und zu wenig Teilen.

Ein roter Bus für die Rückfahrt.

Ich döse und erinnre mich.

Das Boot, diese Szene:

MS JL RUNEBERG.

Ein älteres Paar, aus Indien.

Aus Kerala, ganz sicher.

Sitzen in einem der Salons.

Zwei Rücken gedrückt gegen die Holzvertäfelung.

Plötzlich erwacht das Meer.

Das Paar, unveränderlich.

Stoische Haltung, besorgter Blick.

Wie weit wird der Rumpf sich wohl neigen?

Über ihren Köpfen bewegt sich was.

Drei Rahmen, drei Nägel.

Fotos vom Boot.

Schwarz und weiß.

Nautische Seismographen.

Es wackelt im Gleichklang.

Die Tautologie und ihre Echos.

Ein Tanz auf jeder Welle.

Und die Alten vom Ende der Welt :

Wie festgeklebt auf ihren Sitzen.

Gallionsfiguren an Bord.

Eine Szene, von Kaurismäki geklaut.

Porvoo.

Par le bateau.

Comment en parler ?

Ciel clément.

Vent frais.

Trois heures et demie.

Les yeux pleins de mer.

De merveilles bleues.

Îles et côtes.

À l'approche, du ralenti.

Glissando horizontal.

L'entrée en ville tel un Viking victorieux.

Puis, du bois peint par monts et par vaux.

Du rose et du bleu, du rouge et de l'ocre.

Maisons et entrepôts.

Un cimetière, tiens, et un obélisque.

Runeberg, Johan Ludvig.

Sa tombe.

Sa maison, en ville, visite ratée.

Ça rabat, ici, les trottoirs avant l'heure.

À part les boutiques, point de salut.

Le manger et le boire, ça marche toujours.

Fatigue de trop voir, de trop peu partager.

Un bus rouge pour le retour.

Je somnole et me souviens.

Le bateau, cette scène :

MS JL RUNEBERG.

Un couple âgé, des Indiens.

Du Kerala, pour sûr.

Assis dans un des salons.

Deux dos contre des boiseries.

Soudain, la mer s'agite.

La paire, immuables.

Tenue stoïque, regard inquiet.

Jusqu'au se penchera la coque ?

Au-dessus de leurs têtes, ça bouge.

Trois cadres, trois clous.

Des photos du bateau.

Du noir et du blanc.

Des sismographes nautiques.

Ça bringuebale à l'unisson.

La tautologie et ses échos.

Une danse sur chaque vague.

Et les vieux du bout du monde :

comme scotchés sur leurs sièges.

Des figures de proue.

Une scène volée à Kaurismäki.


ACHTUNDZWANZIG/VINGT-HUIT

Textarbeit. Am Abend Spaziergang am Strand von Hietaranta. Das Schöne an Zeit ist die möglich Wiederholung  des Gleichen unter anderen Vorzeichen. Durch den Friedhof Hietaniemi zurück. Ein Rite of Passage mit  temporärem Auslass-Ticket ...

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Travail sur le texte. Le soir, promenade sur la plage de Hietaranta. Ce qui est beau avec le temps, c'est la répétition possible de la même chose sous d'autres auspices. Retour par le cimetière de Hietaniemi. Un rite de passage avec un ticket de sortie temporaire ...


NEUNUNDZWANZIG/VINGT-NEUF

An den Montagen sind die Texte auf den Webseiten des Goethe-Institutes und des Institut français zu finden, sie sind eigens dafür entstanden.

Blog-Beitrag 3 >>> zur deutschen Fassung hier (siehe FINNLAND-TAGEBUCH, >>Teil 3).

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Les lundis, les textes sont disponibles sur les sites web du Goethe-Institut et de l'Institut français, ils ont été créés spécialement pour l'occasion.

Article 3 du blog >>> lire la version française ici.

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Maanantaisin tekstit ovat saatavilla Goethe-instituutin ja Institut français -instituutin verkkosivuilla, ja ne on laadittu erityisesti tätä tilaisuutta varten.

Blogin artikkeli 3 >>> lue suomenkielinen versio tästä.


DREISSIG/TRENTE

Der Horizont verengt sich, ich werde unruhig. Nur noch wenige Tage sind übrig. Das Wetter ist schlecht, was soll ich tun? In Museen gehen, los! Aber Lust habe ich keine. Ich zwinge mich, eine Tour zu machen. Was ich sehen möchte, ist aber geschlossen. So lasse ich mein Fahrrad den Bulevardi hinunter rauschen und schwinge mich hoch, um mir das Obergeschoss des Sinebrychoff-Kunstmuseums anzusehen. Salons und Salons und Salons. Eine Dynastie von Bierbrauern. Ein Sammlererbenpaar.

  Es ist ein wenig ermüdend, diese Besuche, immer und immer wieder, in den Häusern toter Menschen. So standardisiert die Arbeiterwohnungen, die ich gesehen (und wirklich geschätzt) habe – da die Armut die begrenzte Auswahl an Objekten bestimmt hat –, so uniform und uninspiriert sind diese reichen Häuser, derart schien man danach zu streben, dem gesellschaftlichen Kanon zu entsprechen, die Repräsentationspflichten zu erfüllen und das Bedürfnis zu unterstreichen, seinen Status zu demonstrieren.

  Das Ganze ist unerträglich. Nur die Kunstwerke und einige Gegenstände retten mich hier. Am Eingang steht dieser erstaunliche Faun aus Marmor, von 1774, von Johan Tobias Sergel, einem berühmten schwedischen Bildhauer, wie ich später erfahren werde, dessen Eltern aus Deutschland, aus Jena stammten. Sergel schuf auch das Grabmal zum Gedenken an den Offizier Ehrensvärd auf der Insel Suomenlinna.

  Ein Ecce homo von Ribera lässt mich aus meiner Lethargie erwachen. Dann ein Rembrandt und zwei Cranachs. Heute ist jedoch nicht der richtige Tag, um alte Meister zu sehen. Ich gehe nach draußen. Wieder los mit dem Fahrrad.

  Auf zu einer windumfegten Tour durch den westlichen Teil des Stadtzentrums. Das erste Mal, dass ich bis hier hinaus fahre, die Halbinsel Länsisatama; das Terminal für Schiffe, die nach Tallinn ablegen; Hafenlandschaft; Docklands, die umgewandelt werden, Teile, die noch gebaut werden müssen, es sieht aus wie Land, das dem Meer abgewonnen wurde. Als ob man dabei wirklich gewinnen könnte. Irgendeine Instanz in mir kann sich nicht entscheiden, ist das fabelhaft und zukunftsorientiert, also fortschrittlich, erfinderisch und pulsierend? Oder Hochstapelei und dekadenter Stolz, die Steinwerdung einer trostlosen Geisteshaltung? Ohne Antwort fahre ich weiter. Ruoholahti, ein anderes Viertel. Die ehemalige Kabelfabrik, umgewandelt zu einem Kunstzentrum. In ein paar Tagen werde ich mir dort eine Aufführung ansehen.

  Zurück über Lapinlahti, südlich des Friedhofs, und über den Strand von Hietaranta. Mittlerweile vertraute Landschaften. Die Stadt fügt sich allmählich zusammen, gerade noch rechtzeitig. Mehr als nur Bruchstücke. Es wird ein Gefühl der Einheit bleiben. Einer vielfältigen Einheit.

L'horizon se rétrécit, je m'agite. Plus que quelques jours qui restent. Il fait mauvais temps, que faire ? Des musées, allez. Mais je n'ai point envie. Je me force à faire un tour. Ce que je voudrais voir, fermé. Alors, je lance mon vélo le long de Bulevardi, et monte voir l'étage du Musée d'art Sinebrychoff. Des salons et salons et salons. Une dynastie de brasseurs. Un couple d'héritiers, des collectionneurs.

C'est un peu fatiguant, ces visites, encore et encore, de maisons de gens morts. Aussi standardisés que puissent paraître les logements ouvriers que j'ai vus (et vraiment appréciés) – puisque c'est la pauvreté qui a déterminé le choix limité des objets–, aussi uniformes et peu inspirées sont ces demeures riches, tellement on semblait aspirer à correspondre au canon social, à respecter le devoir de représentation, à souligner le besoin de faire montre de son statut.

  L'ensemble est insupportable. Seules me sauvent ici les œuvres d'art, et quelques objets. À l'entrée, ce surprenant Faune de marbre, de 1774, par Johan Tobias Sergel, sculpteur suédois de renom, voilà ce que j'apprendrai par la suite, de parents allemands, d'Iéna. C'est à Sergel qu'on doit le monument funéraire à la mémoire de l'officier Ehrensvärd sur l'île de Suomenlinna.

  Un Ecce homo de Ribera me fait sortir de ma léthargie. Puis un Rembrandt, et deux Cranach. Toutefois, ce n'est pas le bon jour pour voir des maîtres anciens. Je sors. Le vélo, encore.

  Et une visite au grand vent de la partie occidentale du centre-ville. La première fois que je pousse jusqu'ici, la presqu'île de Länsisatama ; le terminal des bateaux qui partent pour Tallinn ; un paysage portuaire ; des docklands en reconversion, des parties à construire, cela a l'air à être de la terre gagnée sur la mer. Comme si on pouvait y gagner vraiment. Quelque instance en moi a du mal à se décider, est-ce fabuleux et tourné vers l'avenir, progressif donc, inventif et vibrant ? Ou alors de l'imposture et d'un orgueil décadent, la mise en pierre d'un état d'esprit sinistre ? Sans réponse, je continue. Ruoholahti, un autre quartier. L'ancienne usine de câbles, reconvertie en centre d'art. J'irai y voir un spectacle dans quelques jours.

  Retour par Lapinlahti, au sud du cimetière, et par la plage de Hietaranta. Des paysages désormais familiers. La ville se recolle peu à peu, juste à temps. Plus que des bribes. Il me restera un ressenti d'unité. D'une unité diverse.


EINUNDDREISSIG/TRENTE-ET-UN

Was wird blieben? Für den Schreibenden – und den Lesenden – die Frustration der Sprache. In Buchhandlungen gehen und sich wie ein Hungriger ohne Geld fühlen, der vor den Auslagen einer Konditorei steht. Die Straße mit ihren Schildern und Hinweisen als stummes Pflaster erleben. Orientierung nicht durch Schrift, nur dank innerem Radar. Einen Teil der Stadt nicht wahrnehmen wegen meines temporären, lokalen Analphabetismus.

  Außer zwei Wochenenden in Polen und Tschechien war da nichts ganz Undurchdringliches, sprachlich, in den letzten zehn, zwanzig Jahren. Sprache war mir fast immer der Zugang zu einem Land, zumindest in Teilen. Und dennoch hat das Finnische mit seinem Klang nicht ein einziges Mal Fremdheit an mein Ohr transportiert. Alles scheint doch recht vertraut im städtischen Umfeld, nur die Sprache ist eine Zeichenspur, zu der mir der Decodierschlüssel fehlt.

  Und dennoch: Freude, Teile meines eigenen Schreibens im Finnischen zu sehen, mehr noch: zu hören.Wahrnehmen, wie Menschen reagieren auf das, was für mich Abstraktion bleibt. Sprache, pure Konvention, auf die Menschen sich einigen. 

  Und auch: über die Tage und wenigen Wochen Gesetzmäßigkeiten per Deduktion erkennen, einzelne Wörter aus dem Kontext und dank der Wiederholungen verstehen, katu, die Straße, järvi, der See, abgesehen von den Höflichkeitsbekundungen. Daraus die Gewissheit erlangen: Würde ich hier leben wollen oder müssen, ich würde sie lernen und lernen können, diese Sprache. Eben, pure Konvention. 

 

Was noch?

 

Die Erfahrung, dass es so etwas wie »die skandinavischen Länder« (mit Finnland ohnehin nicht) oder »die nordischen Länder« nur bedingt gibt. Zumindest gibt es sie nicht en bloc, vor allem gesellschaftlich nicht, städtebaulich auch nicht. Helsinki hat nicht viel gemein mit Stockholm, mit Kopenhagen noch weniger. Schon eher, wenn es um Anklänge und Stimmungen geht, mit Sankt-Petersburg, oder gar Hamburg, Berlin. Doch das Vergleichen und Annähern taugt ohnehin nicht. Orte sind eigenständig, und jeder Augenblicke ist es auch.

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Que restera-t-il ? Pour celui qui écrit - et pour celui qui lit - la frustration de la langue. Aller dans les librairies et se sentir comme un affamé sans argent devant les étalages d'une pâtisserie. Vivre la rue avec ses panneaux et ses indications comme un espace muet. S'orienter non pas par les lettres et signets, mais uniquement grâce à un radar intérieur. Ne pas percevoir une partie de la ville à cause de mon analphabétisme temporaire et local.

A part deux week-ends en Pologne et en République tchèque, il n'y a rien eu de totalement impénétrable, linguistiquement parlant, au cours des dix ou vingt dernières années. La langue a presque toujours été pour moi le moyen d'accéder à un pays, du moins en partie. Et pourtant, le finnois et ses sonorités n'ont pas une seule fois transporté l'étrangeté à mes oreilles. Tout semble pourtant assez familier dans l'environnement urbain, seule la langue est une trace de signes pour laquelle il me manque la clé de décodage.

  Et pourtant : plaisir de voir, et plus encore d'entendre, des parties de ma propre écriture en finnois. Remarquer comment les gens réagissent à ce qui reste pour moi une abstraction. La langue, pure convention sur laquelle les gens s'accordent. 

  Et aussi : au fil des jours et des quelques semaines, reconnaître des lois par déduction, comprendre des mots isolés à partir du contexte et grâce aux répétitions, katu, la rue, järvi, le lac, en dehors des expressions de politesse. En tirer la certitude : Si je voulais ou devais vivre ici, je l'apprendrais et je pourrais l'apprendre, cette langue. Justement, une pure convention. 

 

Quoi d'autre ?

 

L'expérience qu'il n'existe que partiellement quelque chose comme « les pays scandinaves » (pas avec la Finlande de toute façon) ou « les pays nordiques ». Du moins, ils n'existent pas en bloc, surtout sur le plan social, et pas non plus sur le plan urbanistique. Helsinki n'a pas grand-chose en commun avec Stockholm, et encore moins avec Copenhague. C'est plutôt avec Saint-Pétersbourg, voire Hambourg ou Berlin, s'il s'agit d'échos et d'ambiances. Mais les comparaisons et les rapprochements ne servent de toute façon à rien. Les lieux sont autonomes, et chaque instant l'est aussi.


ZWEIUNDDREISSIG/TRENTE-DEUX

Ruhetag.

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Jour de repos.


DREIUNDDREISSIG/TRENTE-TROIS

Letzte Tage, zwischen Erholen und Ausgehen.

  Am Abend : Musiikkitalo, die zweite. Auf dem Programm stehen das Konzert für Violine und Orchester von John Adams (*1947) und Bruckners vierte Symphonie. Am Dirigentenpult: Susanna Mälkki, Violine: Leila Josefowicz.

  Sitze in der ersten Reihe hinter dem Orchester, den Helsinki Philharmonikern. Beobachte während der guten halben Stunde des Konzerts die Arbeit des Schlagzeugs, des Xylophons. Ohne den technischen Teil der Musik zu verstehen, kann man so die Handlung und alles rund um die Geste, diesen wichtigen und entscheidenden Moment der Schöpfung, verfolgen. Ich war schon immer angezogen und fasziniert von der richtigen Geste, von dieser Bewegung, die im Handumdrehen die ganze Beherrschung, desjenigen, der weiß, beinhaltet, sein Wissen und seine Autorität.

  Das Konzert von John Adams, das als minimalistische Musik gilt, erscheint mir viel beleibter als das. Aber noch einmal: Über Musik zu sprechen, ist wahrscheinlich die anspruchsvollste Übung, die es gibt, zumindest für mich. Ich sollte also besser schweigen. Das Einzige, was ich noch sagen kann, ist: Ergriffen von dieser Musik, von dieser Ermutigung, den Horizont meines Gehörs durch zeitgenössische Werke zu erweitern, beschließt etwas in mir, dass diese kurze Erfahrung des Abends, diese halbe Stunde "Performance", ausreicht; dass ich nicht mehr hören muss, dass ich erfüllt bin und dass jede weitere Ergänzung nur die Zerstörung der Erinnerung an diesen erlebten Moment bedeuten würde. Bruckner NACH diesem Ereignis zu hören, kann nur ein Verlust an Intensität sein. So beschließe ich, glücklich, in der Pause zu gehen. Auch das ist Freiheit.

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Derniers jours, entre repos et sorties.

  Le soir : Musiikkitalo, la seconde. Au programme, le concerto pour violon et orchestre de John Adams (*1947), et la 4ème symphonie de Bruckner.

Au pupitre : Susanna Mälkki, violon : Leila Josefowicz.

  Suis assis au premier rang derrière l'orchestre, le philharmonique de Helsinki. Puis observer, durant la bonne demie heure du concerto, le travail de batterie, de xylophone. Sans comprendre la part technique de la musique, cela permet de suivre la trame, et tout ce qui entoure le geste, cet important moment décisif de la création. J'ai toujours été attiré et fasciné par le geste juste, ce mouvement qui implique en un tour de main toute la maîtrise, la connaissance, l'autorité de celle ou celui qui sait.

  Considéré comme musique minimaliste, le concerto de John Adams me paraît plus charnu que cela. Mais encore une fois, parler du musique, probablement l'exercice le plus exigeant qui soit, du moins pour moi. Je ferais mieux, donc, de me taire. La seule chose de plus que je puisse dire : saisi par cette musique, par cet encouragement d'étendre l'horizon de mon ouïe par des œuvres contemporaines, quelque chose en moi décide que cette brève expérience du soir, cette demie heure de « spectacle », suffit ; que je n'ai pas besoin d'entendre plus, que je suis comblé et que tout ajout ne saurait être que la destruction du souvenir de ce moment vécu. Entendre Bruckner APRÈS cela ne saurait être qu'une perte d'intensité. Ainsi, je décide de partir, heureux, à l'entracte. La liberté, c'est cela aussi.


VIERUNDDREISSIG/TRENTE-QUATRE

Internationales Filmfestival, LIEBE UND ANARCHIE.

  In einem Saal des Maxim, hinter der Esplanadi, lasse ich mich am Nachmittag in einem der wunderschönen Sessel nieder. Was für ein Komfort! Gute zwei Stunden Film, aus dieser Welt da draußen verschwinden, mich abmelden, nur für die Leinwand vibrieren, mich mitreißen lassen von der Magie der Konvention dessen, was überhaupt nicht real ist, um nur umso stärker von der tatsächlichen Realität zu sprechen, die wahre Wahrheit zu sagen.

  Tout s'est bien passé  (Alles ist gut gelaufen) von François Ozon. Sicherlich einer seiner besten Filme. Nach der gleichnamigen Kurzgeschichte von Emmanuèle Bernheim. Ein Schauspieler-Film. Alle spielen meisterhaft. Vor allem Sophie Marceau strahlt eine Reife voller Jugendlichkeit und Subtilität aus. André Dussollier als schelmischer und zugleich zänkischer alter Vater. Und dann Charlotte Rampling, die auch ohne zu sprechen die Leinwand sprengt; ihr Gesicht und ihre Mikrogesten sagen mehr als jede Replik.

  Wäre ich bereit, jemandem beim Sterben zu helfen? Das ist die Frage, die der Film stellt. Es aus Liebe zu tun. Trotz allem. Trotz der Belastung, die es für mich selbst bedeutet, ungeachtet des rechtlichen Risikos.

  Ich habe keine Antwort, zumindest keine kategorische.

 

Es ist mir eine große Freude, mich mit diesem Pariser Universum zu verbinden, ein wenig durch die Straßen der Hauptstadt zu spazieren und die Luft des Ortes zu schnuppern, den ich in diesem Frühjahr als zeitloses Zuhause wiederentdeckt habe, ein Ort, der meine Matrix bleibt. Endlich wieder zu Hause.

 

Spazierfahrt mit dem Fahrrad.

Fahle Kathedrale gegen unruhigen Himmel.

Denkmal für den Winterkrieg 1939/40.

 

Abends im Viertel der Docks, in der ehemaligen Kabelfabrik, die jetzt Kunstzentrum ist, Tanzzentrum. Von Gaëtan Levêque, Esquive. Eine Tanz-, Akrobatik- und Ballettshow in der Luft, auf Trampolinen und beweglichen Wänden. Fünf Körper, die wie Radiergummis hüpfen und dreidimensionale Geschichten erzählen. Es wird geklettert und gesprungen; Saltos und Schrauben; Bauchlandungen und Kopfstände. Eine unvergleichliche Körperbeherrschung von allen. Die Muskeln jubeln, das Spiel ist fiebrig und langsam zugleich. Sechzig Minuten voller Intensität. Der Saal gefüllt. Der Abend erfüllt. Eine festliche Note zu meinem Abschied, gut gelaunt. Dankbarkeit und Inspiration.

Festival international de cinéma, AMOUR ET ANARCHIE.

  Dans une salle du Maxim, derrière Esplanadi, je m'installe l'après-midi dans un des magnifiques fauteuils individuels. Quel confort ! Deux bonnes heures de film, disparaître de ce monde dehors, me déconnecter, ne vibrer que pour l'écran, me laisser emporter par la magie de la convention de ce qui n'est pas réel du tout, pour ne parler que plus fortement de la réalité réelle, dire la vérité vraie.

  Tout s'est bien passé de François Ozon. Certainement un de ses meilleurs films. D'après la nouvelle du même nom d'Emmanuèle Bernheim. Film de comédien(ne)s. Toutes et tous: d'un jeu magistral. Surtout Sophie Marceau qui dégage une maturité pleine de jeunesse, de subtilité. André Dussollier, en vieux père espiègle et acariâtre à la fois. Puis Charlotte Rampling qui crève l'écran même sans parler ; son visage et ses micro-gestes en disent plus long que toute réplique.

  Aider quelqu'un à mourir, serais-je prêt à le faire ? Voilà ce que demande le film. Le faire par amour. Malgré tout. En dépit de la charge que cela représente pour moi-même, nonobstant du risque juridique.

  Je n'ai pas de réponse, du moins pas une réponse catégorique.

 

Grand plaisir à me rattacher à cet univers parisien, à me promener un peu dans les rues de la capitale, a humer l'air de l'endroit que j'ai redécouvert, ce printemps, comme le chez moi intemporel qui reste ma matrice. Back home, enfin.

 

Promenade à vélo.

Cathédrale blafarde contre ciel agité.

Monument à la Guerre d'hiver de 1939/40.

 

Le soir, dans le quartiers des docks, à l'ancienne usine de câbles devenue centre d'art, centre de la danse. De Gaëtan Levêque, Esquive. Spectacle de danse, d'acrobatie, de ballet dans l'air, sur trampoline et parois amovibles. Cinq corps rebondissants tels des gommes, racontant des histoires en trois dimensions. Ça grimpe et ça se jette, des sauts périlleux et des vrilles, des atterrissages sur le ventre et des poiriers. Une maîtrise du corps hors pair, de tous. Jubilations des muscles, jeu fébrile tout en lenteur. Soixante minutes de haute intensité. Salle comble. Soirée comblée. Une note festive pour mon départ, de bonne humeur. Gratitude et inspiration.


FÜNFUNDDREISSIG/TRENTE-CINQ

Es gibt sie dann doch, die Orte, die zu besuchen helfen, etwas loszutreten in einem (»Besuche in den Häusern toter Menschen«, siehe Tag DREISSIG), Orte, die den Unterschied machen. Zu solchen Stätten zählt Tamminiemi. Erbaut Anfang des 20. Jahrhunderts im Jugendstil, wurde die Villa ab den 1940er Jahren genutzt als Wohnsitz des Staatsoberhauptes, des Präsidenten der Republik Finnland, insbesondere und über dreissig Jahre lang war sie das Zuhause von Präsident Urho Kekkonen.

  So sehr der Besuch des Sibelius-Hauses Ainola zu Anfang meines Aufenthaltes mich ankommen ließ, so sehr verortet Tamminiemi nochmals meine Zeit in Finnland. Das Haus vermittelt recht anschaulich den Geist – einen bestimmten Geist – des Landes, so wie er hier in der Luft liegt und überall geatmet wird. Wenngleich großzügig in der Fläche, so zeugen das Haus und – insbesondere – die Privaträume des Paares Kekkonen im Obergeschoss von einer relativen materiellen Bescheidenheit. Nichts, was sich von einem großzügigen Mittelstandshaushalt unterscheiden würde. Keine Aneignung importierter Lebenskultur, sondern heimisches, finnisches Design,  reichlich klare Linien, kaum ostentatives Gehabe. Raum gegeben wird Sitzgelegenheiten für Gäste, und Büchern. Geselligkeit also, und Einkehr.

  Im privaten Esszimmer: eine Pendeluhr unterm Glassturz, Geschenk des Präsidenten de Gaulle. Damit wem die Stunde schlägt? In der Bar eine Zigarrenkiste mit dem Motiv der Tabakernte. Eine Gabe Fidel Castros …

  In zwei kleineren Räumen mit Dokumentationen: Kekkonen auf Fotos. Kekkonen beim Sport auf Seurassari, beim Spaziergang am Wasser, Kekkonen auf Empfängen. Eine besondere Form der Außenpolitik war die Sauna-Diplomatie. In der eigens von Kekkonen gewünschten und neben dem Haus errichteten Sauna mit Ruhebereich und Schwimmbecken empfing der Präsident die Staatsmänner seiner Zeit zu einer ungewohnten Art der Konversation und Konvivialität – so auch Kreml-Chef Chruschtschow.

 

Es gab kalt geglaubte Zeiten, die doch hitzig waren. Heute gibt es die Kälte heißer Kriege.

 

Seit den Neunzigern gibt es eine neue Präsidenten-Residenz. Tamminiemi ist Museum und wohl so etwas wie eine Stätte der nationalen Selbstvergewisserung. Die Neutralität in polarisierten Zeiten scheint bald der Vergangenheit anzugehören. Aber die Sauna-Diplomatie dürfte ein Konzept mit Zukunft bleiben.

Ils existent toutefois, ces lieux que l'on visite et qui aident à déclencher quelque chose en vous (« ces visites de maisons de gens morts », voir jour TRENTE), ces lieux qui font la différence. Tamminiemi fait partie de ces endroits. Construite au début du 20e siècle dans le style Art nouveau, la villa a été utilisée à partir des années 1940 comme résidence du chef de l'État, du président de la République de Finlande, notamment, et pendant plus de trente ans, elle a été le foyer du président Urho Kekkonen.

  Autant la visite de la maison de Sibelius à Ainola au début de mon séjour m'a permis d'arriver mentalement, autant Tamminiemi situe encore une fois mon séjour en Finlande. La maison transmet assez clairement l'esprit – un certain esprit – du pays, tel qu'il flotte ici dans l'air et qu'on le respire partout. Bien que généreuse en surface, la maison et – en particulier – les pièces privées du couple Kekkonen à l'étage témoignent d'une relative modestie matérielle. Rien qui puisse se distinguer d'un ménage aisé de la classe moyenne. Pas d'appropriation d'une culture de vie importée, mais du design finlandais local, des lignes claires en abondances, peu d'ostentation. La place est donnée à l'accueil des invités – et aux livres. De la convivialité donc, et du recueillement.

 

  Dans la salle à manger privée : une pendule sous le linteau de verre, cadeau du président de Gaulle. Pour que l'heure sonne à qui ? Dans le bar, une boîte à cigares avec le motif de la récolte du tabac. Un cadeau de Fidel Castro...

  Dans deux salles plus petites avec des documentations : Kekkonen en photos. Kekkonen faisant du sport à Seurassari, se promenant au bord de l'eau, Kekkonen lors de réceptions. Une forme particulière de politique étrangère était la diplomatie du sauna. Le président recevait les hommes d'État de son époque dans un sauna avec espace de repos et piscine, souhaité par Kekkonen et construit spécialement à côté de la maison, pour une forme inhabituelle de conversation et de convivialité ­ –par exemple le chef du Kremlin, Khrouchtchev.

 

Il y avait des époques que l'on croyait froides et qui étaient pourtant brûlantes. Aujourd'hui, il y a le froid des guerres chaudes.

 

Depuis les années 90, il existe une nouvelle résidence présidentielle. Tamminiemi est devenu un musée et sans doute une sorte de lieu où se rassurer d'une affirmation nationale. La neutralité en période de polarisation semble bientôt appartenir au passé. Mais la diplomatie du sauna devrait pourtant rester un concept d'avenir.

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Käpyla. Mit dem Rad, unter grau-hell durchlöchertem Himmel, bis zur Pohjolankatu.

  Arbeiterhäuser, aus Holz, der 1920er Jahre, farbig lackiert. Weit draußen. Wie waren seinerzeit die Verkehrswege? Der Einfluss englischer Gartenstädte ist klar zu erkennen. Eine ganz andere Umsetzung als das Neue Bauen in Deutschland. Die Grundstücke, großflächig, keine Blockrandbebauung, alles von geringer Dichte. In den einzelnen Häusern, heute alle gentrifiziert, durften wohl zwei bis vier Wohnungen Platz gefunden haben, mit je eigenem Eingang. Die Aufteilung der Unterkünfte folgte der Linie des Dachfirstes, ein längs aufgeteilter Bau also, sodass es Wohneinheiten zur Straße und andere zum Garten hin gab. Heute scheinen einige zu Einparteienhäusern umgebaut.

  Von Bauhaus, von Werkbund keine Spur. Umso attraktiver, diese Finnland eigene Bauform zu entdecken, eine Form, die (noch) nicht den radikalen Bruch mit der Tradition vollzieht.

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Käpyla. En vélo, sous un ciel gris et clair troué, jusqu'à la Pohjolankatu.

  Des maisons ouvrières, en bois, des années 1920, peintes en couleur. Excentrées. Comment étaient les moyens de transport à l'époque ? L'influence des cités-jardins anglaises est clairement visible. Une mise en œuvre très différente du mouvement Neues Bauen en Allemagne. Les terrains, de grandes surfaces, pas de construction groupée, tout de faible densité. Les différentes maisons, aujourd'hui toutes gentrifiées, devaient pouvoir accueillir deux à quatre appartements, chacun avec sa propre entrée. La répartition des logements suivait la ligne du faîte du toit, une bâtisse divisée en longueur donc, de sorte qu'il y avait des unités d'habitation donnant sur la rue et d'autres sur le jardin. Aujourd'hui, certains semblent avoir été transformés en maisons individuelles.

  Aucune trace du Bauhaus ou du Werkbund. Il est donc d'autant plus attrayant de découvrir cette forme de construction propre à la Finlande, une forme qui ne rompt pas (encore) radicalement avec la tradition.


SECHSUNDDREISSIG/TRENTE-SIX

An den Montagen sind die Texte auf den Webseiten des Goethe-Institutes und des Institut français zu finden, sie sind eigens dafür entstanden.

Blog-Beitrag 4 >>> zur deutschen Fassung hier (siehe FINNLAND-TAGEBUCH, >>Teil 4).

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Les lundis, les textes sont disponibles sur les sites web du Goethe-Institut et de l'Institut français, ils ont été créés spécialement pour l'occasion.

Article 4 du blog >>> lire la version française ici.

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Maanantaisin tekstit ovat saatavilla Goethe-instituutin ja Institut français -instituutin verkkosivuilla, ja ne on laadittu erityisesti tätä tilaisuutta varten.

Blogin artikkeli 4 >>> lue suomenkielinen versio tästä.


SIEBENUNDDREISSIG/TRENTE-SEPT

Am Vortag nachmittags: Oodi, zum Arbeiten. Wie ein Smartphone weit mehr ist als ein Telefon, so ist Oodi zugleich viel anderes mehr als eine Bibliothek.

Am späten Nachmittag aufs Schiff. Helsinki mitten aus der Stadt heraus auf dem Seeweg verlassen, um am Morgen, nach dem Durchgleiten des Schärengartens, im Herzen Stockholms anzugelangen. Jeder Abschied trägt in sich die Wehmut der Endlichkeit. Was eben noch Hinfiebern war, Sehnsucht auf Unbekanntes, ist nun Erlebtes und Vergangenes, Erinnerung bald, und Gewissheit, dass dieses eine Mal, dass dieses sich in meinem Leben Ereignende in seiner Einzigartigkeit vorbei und unwiederbringlich ist.

  Noch zeichnen sich die Fassaden, die Türme und Kuppeln der Stadt wirkmächtig gegen den bewegten Himmel, doch langsam, nachdem das Schiff sich gedreht und Kurs auf Suomenlinna genommen hat, klappt die Szenerie sich zusammen zur Silhouette über dem Silberglitzer. Die Festungsinseln liegen in der Tiefe, derart aufragend fließt das Fährgetüm an dem alten Gemäuer vorüber. Aus dieser Sichtachse erschließt sich die Festungsanlage nahezu auf einen Blick. Und während ich schaue, steht mein Text zu den Zeitläuften der Inselgruppe seit kurzen Stunden erst im Netz (siehe Tag SECHSUNDDREISSIG).

 

An Deck, am Abend: kleiner Imbiss in der Bar. Erst als ich sitze und mich aufs Essen konzentriere, schlagen Bild und Ton vom bunten, breiten Schirm mir entgegen. Gedenkgottesdient für Queen Elizabeth. Die crispen Digitalbilder aus Westminster – Kamerafahrten, Schwenke, Zoom aus der Vogelperspektive – gleichen der virtuellen Welt eines Computerspiels, und die kodifizierte Sprache der Gebete und Fürbitten zeugt von Repetition, nicht von Innovation. Selbstvergewisserung auch hier. Für den Glauben an einen Gott. Für den Glauben ans Königtum. Für noch mehr Glauben an die Verquickung beider. Die Bilder vom Kirchenraum von oben zeigen das römische Kreuz im Grundriss der Abtei/Kathedrale. Am Kreuzungspunkt der Schiffe, der Sarg, farbig beflaggt. Alles andere, alle anderen: schwarz und weiß. Dunkles Tuch und helles Blatt. Die Trauergäste von oben – vom Himmel aus, also aus göttlicher Sicht – reihen sich ein in das Muster des Bodens, werden zum Boden. Alles ist Ordnung, und nichts als Ordnung soll herrschen. Hier sind Profis der Bildsprache am Werk, wie stets bei den Windsors.

 

Im Hintergrund, auf dem Schiff, der Servierwagen, auf dem sich die benutzten Tabletts voller Tellerschlachten stapeln. Dahinter, jenseits einer schallschluckenden Scheibe, eine Spielwiese für Kinder: Rutschbahn, die ins Meer blauer Bälle mündet; zwei Mädchen, die sich um die Metallbahn renken, die lernen, wie der Körper funktioniert, wie Masse reagiert, Schwerkraft, Beschleunigung und Bremswege.

Durch die Gänge und Treppenhallen geistert saufverdächtige Jugend, nüchtern schon grölend, die Alk-Packs erst noch in der Hand, auf dem Kopf Wikinger-Plüschgeweih.

  Ohrstöpsel sind eine herrliche Erfindung!

 

Nachts, das Wegdösen will nicht gelingen, wach liegen und plötzlich doch die Augen auftun, aus Träumen erwachend, wildes Umherpurzeln sich einander jagender Bilder, Kino, Selbsterlebtes, neu Zusammengeflicktes. Mein Leben vor mir sehen, so wie es Todgeweihten bescheinigt wird, aber hier und jetzt als Weichensteller zwischen Furcht und Zuversicht. Mit dieser Reise ist aber der Aufschub vorbei, nun gilt es zu entscheiden. Welches Leben leben? Es wird meine Entscheidung sein, und das ist der Luxus, noch.

  Älterwerden. Die Begeisterungsbereitschaft bewahren und doch auch wissen: Jeder Augenblick, eben, ist unwiederbringlich und jede Fehlentscheidung bedeutet Kraft und Lebenszeit, unersetzlich, um das Irren zu korrigieren.

Zum Abschied ein Gruß auf Finnisch. Auszug  eines Satzes aus dem Romanmanuskript Weissbuch (Übersetzung Anne Kilpi).

Ein längerer Auszug  erscheint später im Jahr in der Literaturzeitschrift Nuori Voima.

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En guise d'adieu, un salut en finnois. Extrait d'une phrase du manuscrit du roman Weissbuch, Livre blanc, (traduction Anne Kilpi).

Un extrait plus long paraîtra plus tard dans l'année dans la revue littéraire Nuori Voima.